Ministerium will Malen und Musik kürzen
Die Ausbildung für Kindergartenpädagogen wird umgekrempelt. Das gefällt nicht jedem.
WIEN, SALZBURG. Im Kindergarten wird bekanntlich nicht nur auf die frühkindliche Entwicklung der Kleinen geschaut, sondern auch darauf, dass sie miteinander singen, basteln und malen. Dennoch will das Bildungsministerium ausgerechnet bei diesen „kreativen Fächern“den Rotstift ansetzen. Für angehende Kindergartenpädagogen soll künftig der Instrumentalunterricht reduziert werden. Auch bei der Bildnerischen Erziehung und dem Werkunterricht sollen Stunden gekürzt werden. Im Gegenzug soll das Freifach „Früherziehung“zum Pflichtgegenstand werden.
Entsprechend groß ist die Sorge bei den Lehrern, die diese Stundenkürzungen beträfen. „Ein Instrument zu lernen, das braucht Zeit. Ich befürchte, dass die angehenden Kindergartenpädagogen in Zukunft mit den Kindern weniger musizieren werden, wenn sie sich nicht sicher fühlen mit ihrem Instrument“, sagt etwa eine Pädagogin, die seit 20 Jahren Gitarre und Singen unterrichtet. Erich Mayerhofer, der seit fast 25 Jahren Bildnerische Erziehung und Werken unterrichtet, stört, dass Schülern immer weniger Praktisches und Alltägliches, dafür immer mehr Wissen vermittelt werde. „Wenn wir ein Werkstück sägen, muss ich meinen Schülern erst einmal zeigen, wie man die Säge richtig hält oder wie man einen Nagel einschlägt“, sagt er. Das werde sich durch die geplanten Kürzungen noch verschlimmern, ist seine Befürchtung.
Fragt man bei Kindergartenpädagogen und BAKIP-Direktoren nach, hört man, dass der neue Stundenplan noch vor Weihnachten stehen soll. Im Bildungsministerium dementiert man das. Fest steht aber, dass schon im kommenden Herbst für die Sechs- bis Achtjährigen die „Schuleingangsphase neu“gelten soll, die einen sanfteren Übergang vom Kindergarten in die Volksschule ermöglichen soll. Kindergärten und Volksschulen sollen sich künftig miteinander austauschen.
Dafür müssen angehende Kindergartenpädagogen aber erst entsprechend in Frühkindpädagogik ausgebildet werden. Sie sollen schließlich schon für Dreieinhalbjährige einen „Bildungskompass“ erstellen, der Auskunft darüber gibt, welche Stärken ein Kind hat und wo es Nachholbedarf hat. Die BAKIP soll außerdem zur echten Berufsbildenden Höheren Schule für Kindergartenpädagogik umgeformt, der Kindergarten zur Bildungseinrichtung aufgewertet werden. Darauf hat sich die Regierung in ihrer Bildungsreform verständigt.
Zumindest dieser „Neuausrichtung“kann Alois Altmann, Direktor der BAKIP Ried im Innkreis in Oberösterreich, viel abgewinnen. Dass ausgerechnet bei den kreativen Fächern gespart werden soll, bedaure er aber „zutiefst“.
Ähnlich sieht das Reinhard Koller von der BAKIP Wiener Neustadt, der als Flötenlehrer von den Kürzungen besonders betroffen wäre. Der Unterricht in Melodieinstrumenten wie Flöte wird in Hinkunft wahrscheinlich nur mehr als Freifach angeboten, wenn BAKIP-Schüler statt zwei Instrumenten nur mehr eines erlernen. Koller glaubt, dass das ein Akkordinstrument wie die Gitarre wird sein müssen. „Mit einer Flöte kann man Kinder beim Singen nicht begleiten“, sagt er.
Koller weiß, dass das Ministerium ursprünglich noch viel weitreichendere Kürzungen hatte vornehmen wollen. Instrumentallehrer wie er hätten beinahe die Hälfte ihrer Stunden verlieren sollen. Das sei jetzt weniger. Aufatmen könne er deshalb aber nicht. „In unserer schnelllebigen Zeit ist es immer wichtiger, Kindern im Kindergarten Selbst-Erlebbares zu vermitteln. Und ausgerechnet da spart man“, sagt Koller.