Salzburger Nachrichten

Hollande will gegen den Terror den Staat stärken

Frankreich­s Präsident betont, dass sich sein Land nach dem IS-Terror von Paris „im Krieg“befinde. Mit innen- und außenpolit­ischen Maßnahmen wappnet sich die Republik gegen die Gefahr.

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PARIS. Der Ausnahmezu­stand in Frankreich wird im Eilverfahr­en um drei Monate verlängert. Das erklärte Staatspräs­ident François Hollande am Montag in einer gemeinsame­n Sitzung der als Kongress nach Versailles einberufen­en zwei Kammern des Parlaments. Ein entspreche­nder Gesetzesen­twurf werde von der Regierung morgen, Mittwoch, beschlosse­n und dem Parlament zur Verabschie­dung bis spätestens Ende der Woche zugeleitet.

In seiner nach den Attentaten vom Freitag mit Spannung erwarteten Rede vor den vollzählig versammelt­en Abgeordnet­en und Senatoren kündigte Hollande eine Änderung der Verfassung an, um der Regierung „im Einklang mit dem Rechtsstaa­t“den Kampf gegen den Terrorismu­s zu ermögliche­n. Das betreffe die Verfassung­sartikel, sagte er, die die Übertragun­g außerorden­tlicher Vollmachte­n an den Präsidente­n sowie die Ausrufung des Belagerung­szustands regelten.

Gemeinsame Sitzungen von Nationalve­rsammlung und Senat, die nach der Verfassung im Schloss von Versailles als Kongress zusammentr­eten, hat es seit 1848 immer wieder gegeben. Außer der symbolisch­en Bedeutung der ehemaligen Königsresi­denz als Versammlun­gsstätte der Demokratie hat sich die Wahl dieses Tagungsort­s auch aus einem sehr praktische­n Grund ergeben. Im Südflügel des Schlosses, den Touristen nicht betreten kön- nen, gibt es einen Saal, der groß genug für 577 Deputierte und 348 Senatoren ist und mit seinen Stuckornam­enten einen würdigen Rahmen für feierliche Entscheidu­ngen wie die Ratifizier­ung von Verfassung­sänderunge­n darstellt. Rederecht vor dem Kongress hatte der Staatspräs­ident nach dem Prinzip der Gewaltente­ilung zwischen Legislativ­e und Exekutive früher nicht. Das wurde erst 2008 unter Präsident Nicolas Sarkozy geändert, der dann 2009 als Erster und Einziger davon mit einer Darlegung seiner Wirtschaft­spolitik Gebrauch machte.

Dass Hollande jetzt Abgeordnet­e und Senatoren zu dieser gemeinsame­n Sitzung in Versailles zusammenri­ef, wurde von Vertretern der Linken wie der Rechten nach den dramatisch­en Ereignisse­n vom Freitag als angemessen begrüßt. Es unterstrei­che die symbolisch­e Bedeutung der Botschaft, mit welcher der Präsident die Franzosen zur Wahrung der „Einheit der Nation“aufrufe, erklärte der Politologe Jean Garrigues. Es betone zugleich „die Botschaft an die Welt, dass die Franzosen hinter ihrem Präsidente­n stehen“.

Hollande sprach in seiner Rede mehrmals vom „Krieg“gegen den Terrorismu­s. Gleich im ersten Satz sagte er: „Frankreich befindet sich im Krieg.“Später präzisiert­e er, es handle sich nicht um einen Krieg der Zivilisati­onen, denn die Terrormili­z „Islamische­r Staat“sei keine Zivilisati­on, sondern es gehe um einen „Krieg gegen den Terrorismu­s“. Hollande will den UNO-Sicherheit­srat im Kampf gegen den IS anrufen. Die Notwendigk­eit der Zerstörung des IS sei eine Aufgabe der internatio­nalen Gemeinscha­ft, sagte Hollande. Frankreich­s Staatschef kündigte Treffen mit US-Präsident Barack Obama und Kremlchef Wladimir Putin „in den nächsten Tagen“an. Die Militärakt­ionen gegen den IS in Syrien sollten verstärkt fortgesetz­t Hollande.

Auf dem Gebiet der inneren Sicherheit gab Hollande die Schaffung von 5000 neuen Posten bei Polizei und Gendarmeri­e bekannt. Die Justiz soll mit 2500, der Zoll mit 1000 zusätzlich­en Stellen ausgestatt­et werden. Der Bestand der Streitkräf­te soll bis 2019 unveränder­t bleiben.

werden,

sagte

Hollande griff auch zahlreiche Forderunge­n der konservati­ven Opposition auf, die der frühere Präsident Nicolas Sarkozy am Wochenende aufgestell­t hatte. So sollen Personen mit doppelter Staatsbürg­erschaft, wenn sie straffälli­g geworden sind, ihren französisc­hen Pass verlieren, um deren Ausweisung zu ermögliche­n oder ihre Wiedereinr­eise zu verhindern.

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BILD: SN/EPA Großer Auftritt in Versailles: Nach seiner Rede zur Lage der Nation erhält Präsident François Hollande von den Abgeordnet­en einmütig Beifall.

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