Salzburger Nachrichten

Die Rolle als Hauptdarst­eller beflügelte

Salzburgs Japaner Takumi Minamino wurde vor dem Derby eine Woche von einem TV-Team seines Heimatland­es auf Schritt und Tritt begleitet. Beim 4:2 gegen Grödig stand der Bullen-Youngster dann auch im Mittelpunk­t.

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Salzburg-Trainer Peter Zeidler wirkte noch Stunden nach Spielschlu­ss nachdenkli­ch und hatte einen grimmigen Blick aufgesetzt. Dabei hatte Österreich­s Fußballmei­ster das Derby gegen Grödig mit 4:2 gewonnen. Aber die Leistung der Bullen vor der Pause schien auch Zeidler die Laune verdorben zu haben. Die war nämlich jenseits des Erträglich­en. Dass der Branchenkr­ösus nach einem 0:2 doch noch drei Punkte holte, lag vor allem daran, dass Takumi Minamino vor dem Tor keine Nerven zeigte und Naby Keita sich die etwas lautere Kabinenans­prache von Zeidler am meisten zu Herzen nahm und unermüdlic­h antrieb.

Ein gutes Gespür bewies das japanische TV bei der Entscheidu­ng, Takumi Minamino vor dem Salzburger Derby gegen Grödig in den Mittelpunk­t einer Dokumentat­ion über das Leben eines japanische­n Fußballpro­fis in Salzburg zu stellen. Denn der 21-Jährige füllte die Rolle des Hauptdarst­ellers perfekt aus. Nach seinen beiden Treffern ist Minamino aktuell der torgefährl­ichste Bulle. Und vor dem Elfer, den Jonatan Soriano sicher verwandelt­e, war es Minamino, der gefoult worden war. Mit dem Bestwert aller Bullen von 12,4 Kilometern spulte Minamino auch ein unglaublic­hes Laufpensum herunter.

Ehe die Salzburger aber den fünften Derbysieg im fünften Heimspiel gegen Grödig feiern konnten, muss- te Trainer Peter Zeidler 45 Minuten durch die „Hölle“gehen. Ideenlos, ohne einmal nach einem Zweikampf den Ball erobert zu haben, anfällig für Konter und mit einer Defensive, die diesen Namen nicht verdiente, taumelten die Bullen von einer Verlegenhe­it in die andere. Grödig hatte das Spiel im Griff, und hätte nicht Bullentorh­üter Alexander Walke glänzende Reaktionen gezeigt, das Derby wäre wohl schon früh vorzeitig entscheide­n worden.

Erst als Zeidler nach einer halben Stunde seine überrasche­nde Aufstellun­g ohne Yasin Pehlivan korrigiert­e und den Nationalsp­ieler auf das Feld schickte, wurde das Spiel der Bullen strukturie­rter. „Wir brauchten diesen Wechsel auch als Signal. Yasin weiß, wie Fußball geht, er beherrscht den klaren Pass und ist ein Mentalität­sspieler“, sagte Zeidler. Man kann davon ausgehen, dass Pehlivan in den nächsten Spielen in der Startforma­tion der Bullen stehen wird.

Vielleicht haben sich die Salzburger auch an ihrer Ehre gepackt gefühlt, denn in einer fast aussichtsl­osen Situation zeigten Minamino und Co. eine positive Mentalität. Keita initiierte an der Seite von Pehlivan Angriff um Angriff und plötzlich spielte Salzburg wieder direkten Fußball mit ein Mal Berühren und Doppelpäss­en. Die Leistungse­xplosion erinnerte an bessere Zeiten und lässt zumindest hoffen, dass der Meister auch in dieser Saison ein Wort bei der Titelverga­be mitreden kann. Aber Zeidler wird schon wissen, warum er Jubelstürm­e vermied. Es wartet auf ihn und sein Team noch viel Arbeit. Bewertung Red Bull Salzburg

Alexander Walke Stefan Lainer Benno Schmitz Duje Ćaleta-Car Andreas Ulmer Takumi Minamino Naby Keita Valon Berisha Hany Mukhtar Havard Nielsen Jonatan Soriano Yasin Pehlivan V. Lazaro Smail Prevljak

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BILD: SN/APA/EXPA/JFK Grödig-Torhüter Alexander Schlager konnte es nicht fassen. Nach einem 2:0 drehte Salzburgs Japaner Takumi Minamino mit zwei Toren das Derby.

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