Salzburger Nachrichten

Putin lässt Ukraine abkühlen

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Man sei „entscheide­nd vorangekom­men“, meinte Deutschlan­ds Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier nach dem UkraineGip­fel am Wochenende in Berlin. Das klang euphorisch, obwohl es der Chefdiplom­at naturgemäß nicht versäumte, auf die vielen „noch strittigen Punkte“hinzuweise­n. Steht die Ukraine-Krise vor einem Wendepunkt zum Guten?

Richtig ist: Erstmals seit Beginn des unerklärte­n Krieges im Donbass hält eine Waffenruhe. Seit zwei Wochen wird nicht mehr offen gekämpft.

Richtig ist aber auch: Die entscheide­nde Wegmarke sind erst die Kommunalwa­hlen in den abtrünnige­n Regionen Donezk und Lugansk. Kiew will am 25. Oktober landesweit abstimmen lassen und auf diese Weise klarstelle­n: Wir sind EIN Staat. Die prorussisc­hen Separatist­en planen eigene Wahlen. Käme es dazu, so wäre dies für Kiew ein offener Bruch der Minsker Verträge und damit das Ende aller Friedensbe­mühungen.

Das müssen der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o, Kremlchef Wladimir Putin, Kanzlerin Angela Merkel und der französisc­he Präsident François Hollande lösen. Sie werden einander Anfang Oktober in Paris treffen wollen. Der Ausgang des Dramas ist offen. Fast alles hängt von Putin ab. Er kann die Separatist­en im Donbass, die faktisch nichts anderes sind als Kettenhund­e des Kremls, an der kurzen Leine halten oder sie wieder wild stürmen lassen. Zugleich wird es kaum je eine Garantie dafür geben können, dass Putin in der Ostukraine nicht erneut anfängt zu zündeln, wenn es in sein innen- oder außenpolit­isches Kalkül passt. Der Weg zum Frieden ist noch weit.

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Ulrich Krökel

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