Maigret, der andere Mann mit den grauen Zellen
Die kleinen grauen Zellen, die Hercule Poirot strapaziert, sind belgischen Ursprungs, wenngleich diese Figur von der Britin Agatha Christie kreiert wurde. Bei Maigret ist es gewissermaßen andersherum: Maigret ist ein waschechter Franzose, wenngleich sein erster Fernsehdarsteller der Brite Rupert Davies war. Maigrets literarischer Vater ist übrigens der Belgier Georges Simenon, der seine Berühmtheit den 75 Romanen mit dem Kommissar als Titelfigur verdankt. Genug der Ahnenforschung und Familienaufstellung: Es gibt Neues von Maigret. Die 1960 produzierte Fernsehserie mit Rupert Davies (im Bild mit Annabel Maule), die de facto 50 Jahre lang verschollen war, ist nun endlich wieder verfügbar. Für viele ältere Jahrgänge werden somit Erinnerungen sogar aus Kindheits- und ersten Fernsehtagen wach – so harmlos waren und sind diese Kriminalfilme in jeder Beziehung. Bemerkenswert ist, dass alle der zunächst neun nun veröffentlichten Episoden der BBC-Produktion mit insgesamt 52 Fällen auf jeweils separaten Romanen Simenons basieren. Die Filmtitel sind überdies auch stark an die Buchtitel angelehnt. Dem Vernehmen nach galt Davies, der in der berühmten Verfilmung von John Le Carrés „Der Spion, der aus der Kälte kam“den britischen Geheimdienstchef Smiley gab, als Lieblingsbesetzung Simenons für dessen Kriminalgenie. Für die grobe Arbeit stehen Maigret auch in diesen frühen Fernsehfolgen die Untergebenen Torrence, LaPointe und vor allem Lucas zur Seite, während Maigret seine Pfeife schmaucht und wartet. Beides geschieht fast unentwegt. Erfreulich ist bei den ersten neun Filmen außerdem, dass sie ab der vierten Folge rapide an Spannung, Routine und dramaturgischer Qualität zulegen.
„Kommissar Maigret“