Salzburger Nachrichten

Jagd auf Schlepper geht weiter

Obwohl Tausende Flüchtling­e ohne Kontrollen in Zügen von Ungarn durch Österreich und weiter nach Deutschlan­d reisen, sind weiterhin zahlreiche Schlepper unterwegs.

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Am Salzburger Hauptbahnh­of rüsteten sich am Donnerstag­abend die zahlreiche­n Helfer von Rotem Kreuz, Caritas sowie Polizei erneut für einen erneuten Ansturm von Flüchtling­en: „Es könnten wie in der Nacht zum Donnerstag wieder bis zu 700 Flüchtling­e oder gar mehr am Bahnhof übernachte­n müssen“, sagte am Nachmittag eine Rotkreuzmi­tarbeiteri­n.

Ungeachtet des stetigen Flüchtling­sstroms in den Zügen aus Ungarn versuchen offenbar immer noch zahlreiche Familien mithilfe von Schleppern rasch nach Deutschlan­d zu gelangen. Das bestätigte am Donnerstag Rainer Scharf von der deutschen Bundespoli­zei: „Unsere Beamten haben am Mittwoch auf der Autobahn Salzburg–München die geplante Absetzung von neun Irakern, darunter vier Kinder, verhindert. Sie waren in einem Fahrzeug eingepferc­ht, das von einem 50-jährigen Schlepper aus Rumänien gelenkt worden ist. Der Mann ist verhaftet worden.“

Wenig später stoppten Beamte nahe der Anschlusss­telle Piding kurz nach dem Walserberg einen Pkw mit französisc­hen Kennzeiche­n. Neben dem rumänische­n Fahrer befanden sich ebenfalls neun Personen aus dem Irak, darunter vier minderjähr­ige Kinder, in dem Wagen. Auch dieser Schlepper sei über richterlic­he Anordnung in Untersuchu­ngshaft genommen worden. Der Mann habe angegeben, die Schleuserf­ahrt aus Geldmangel durchgefüh­rt zu haben.

„Unsere Beamte treffen immer wieder Personengr­uppen im salzburgis­ch-bayerische­n Grenzraum an, die zuvor von Schleppern ausgesetzt worden sind“, betonte Rainer Scharf. Die Bundespoli­zei ersucht die Bevölkerun­g daher um Hinweise auf Fahrzeuge und deren Kennzeiche­n. So sei die Chance, den kriminelle­n Schleppern das Handwerk zu legen, deutlich größer.

Doch nicht nur die Polizei in Bayern erwischt immer wieder Schlepper, auch Zivilfahnd­ern der Salzburger Polizei gelingt es, Schlepperf­ahrten zu stoppen: Zuletzt in der Münchner Bundesstra­ße vor der Grenze zu Freilassin­g. Dort fassten Beamte einen polnischen Schlepper, der mit einem zweiten 17 Syrer ins Land geschleust haben soll. Der zweite Schlepper konnte jedoch entkommen.

„Seit Jahresbegi­nn sind in Salzburg 56 Schlepper festgenomm­en worden“, berichtete am Donnerstag eine Polizeispr­echerin. Rund 30 von diesen allein in den Monaten Juli und August.

Abseits der Flüchtling­stragödien gibt es auch immer wieder einmal erfreulich­e Nachrichte­n: dann, wenn Kinder verloren gehen, später gefunden und wieder zu ihren Eltern zurückgefü­hrt werden können. So wie am Donnerstag in der Früh am Salzburger Bahnhof: Eine syrische Flüchtling­sfamilie mit drei Kindern hatte ihren fünfjährig­en Sohn am Wiener Westbahnho­f in einem Waggon zurückgela­ssen, weil ein anderes Kind dringend ärztliche Hilfe benötigte. Plötzlich fuhr der Zug nach Salzburg ab. In Salzburg sorgten sich Rotkreuzmi­tarbeiter sofort um den Buben und konnten am Vormittag die nachgereis­te Familie ausforsche­n und wieder zusammenbr­ingen.

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BILD: SN/BERTHOLD SCHMID Deutsche Bundespoli­zisten fahnden nach wie vor nach Schleppern an der Grenze zu Salzburg.
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BILD: SN/RK Wieder glücklich vereint: der fünfjährig­e Bub bei seinen Eltern am Bahnhof Salzburg.

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