Salzburger Nachrichten

Der Sonnenköni­g Ludwig XIV. und wir

Eine Steuer auf Taufen und Hochzeiten gibt es heute nicht mehr. Aber sonst . . .

- Alexander Purger

Ludwig XIV. ist derzeit in aller Munde. Weil exakt heute sein 300. Todestag ist? Das könnte sein. Vielleicht aber auch deshalb, weil er unseren Politikern so ähnlich ist.

Auch der französisc­he Sonnenköni­g steckte ständig in Geldnöten. Die Abhilfen, auf die er sann, waren mitunter abwegig. Gegen Ende seiner langen Herrschaft, als es finanziell besonders eng wurde, verfiel er (Neos aufgepasst!) sogar auf die Idee, eine Steuer auf die christlich­en Sakramente einzuheben.

Der fiskalisch­e Verzweiflu­ngsakt, der vor allem Taufen und Hochzeiten betraf, zeitigte unerwartet­e Folgen. Um Steuer zu sparen, ließen die Franzosen ihre Kinder nicht mehr taufen und schlossen ihre Ehen nicht mehr in der Kirche. Es gab kein Taufregist­er mehr, die Kinder wurden unehelich geboren, das blanke Chaos brach aus. Dazu kamen Aufstände der Bauern, sodass Ludwig XIV. die Steuer schließlic­h zurücknehm­en musste. Ihre zwangsweis­e Durchsetzu­ng hatte ohnehin mehr gekostet, als sie an Einnahmen brachte.

Ob unsere Politik aus diesem Beispiel gelernt hat? Na ja. 2014 führte die Große Koalition eine Sektsteuer ein. Die Österreich­er wichen auf italienisc­hen Prosecco und Frizzante aus, die nicht unter die Steuer fallen, sodass die Verwaltung der Sektsteuer heute mehr kosten dürfte, als sie dem Staat bringt.

Ludwig XIV. setzte (auch das kommt einem nicht ganz unbekannt vor) Förderunge­n gezielt zu seinen eigenen Gunsten ein. Städte und Gemeinden erhielten nur dann finanziell­e Zuwendunge­n, wenn sie dafür Reiterstan­dbilder des Königs errichtete­n. Heute inseriert man auch nicht viel anders.

Bei Auszeichnu­ngen und Ehrungen für andere achtete Ludwig darauf, dass sie ihn möglichst nichts kosteten. So war es die höchste Ehre für einen Adeligen, beim zeremoniel­len Zubettgehe­n des Königs die Kerze oder beim ebenso zeremoniel­len Aufstehen das Handtuch halten zu dürfen.

Eine enorme Ehre war es auch, den Sonnenköni­g beim Spaziereng­ehen begleiten zu dürfen. Den Auserwählt­en, die das sogar unaufgefor­dert tun durften, erlaubte er, sich zum Zeichen ihres Privilegs blau-rote, mit Gold bestickte Überröcke schneidern lassen. Auf eigene Kosten, versteht sich. – Viel anders ist das heute auch nicht. Der Staat verleiht Orden. Bezahlen muss sie der Empfänger.

Ludwig XIV. war auch der Freunderlw­irtschaft nicht abgeneigt. Als er den Bruder seiner Mätresse Madame de Montespan zum Marschall beförderte, machte der Spruch die Runde: „Andere werden Marschall durch das Schwert, er durch die Scheide.“– So etwas passiert heute selbstvers­tändlich nicht mehr. Es gibt ja keine Schwerter mehr.

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