Der Sonnenkönig Ludwig XIV. und wir
Eine Steuer auf Taufen und Hochzeiten gibt es heute nicht mehr. Aber sonst . . .
Ludwig XIV. ist derzeit in aller Munde. Weil exakt heute sein 300. Todestag ist? Das könnte sein. Vielleicht aber auch deshalb, weil er unseren Politikern so ähnlich ist.
Auch der französische Sonnenkönig steckte ständig in Geldnöten. Die Abhilfen, auf die er sann, waren mitunter abwegig. Gegen Ende seiner langen Herrschaft, als es finanziell besonders eng wurde, verfiel er (Neos aufgepasst!) sogar auf die Idee, eine Steuer auf die christlichen Sakramente einzuheben.
Der fiskalische Verzweiflungsakt, der vor allem Taufen und Hochzeiten betraf, zeitigte unerwartete Folgen. Um Steuer zu sparen, ließen die Franzosen ihre Kinder nicht mehr taufen und schlossen ihre Ehen nicht mehr in der Kirche. Es gab kein Taufregister mehr, die Kinder wurden unehelich geboren, das blanke Chaos brach aus. Dazu kamen Aufstände der Bauern, sodass Ludwig XIV. die Steuer schließlich zurücknehmen musste. Ihre zwangsweise Durchsetzung hatte ohnehin mehr gekostet, als sie an Einnahmen brachte.
Ob unsere Politik aus diesem Beispiel gelernt hat? Na ja. 2014 führte die Große Koalition eine Sektsteuer ein. Die Österreicher wichen auf italienischen Prosecco und Frizzante aus, die nicht unter die Steuer fallen, sodass die Verwaltung der Sektsteuer heute mehr kosten dürfte, als sie dem Staat bringt.
Ludwig XIV. setzte (auch das kommt einem nicht ganz unbekannt vor) Förderungen gezielt zu seinen eigenen Gunsten ein. Städte und Gemeinden erhielten nur dann finanzielle Zuwendungen, wenn sie dafür Reiterstandbilder des Königs errichteten. Heute inseriert man auch nicht viel anders.
Bei Auszeichnungen und Ehrungen für andere achtete Ludwig darauf, dass sie ihn möglichst nichts kosteten. So war es die höchste Ehre für einen Adeligen, beim zeremoniellen Zubettgehen des Königs die Kerze oder beim ebenso zeremoniellen Aufstehen das Handtuch halten zu dürfen.
Eine enorme Ehre war es auch, den Sonnenkönig beim Spazierengehen begleiten zu dürfen. Den Auserwählten, die das sogar unaufgefordert tun durften, erlaubte er, sich zum Zeichen ihres Privilegs blau-rote, mit Gold bestickte Überröcke schneidern lassen. Auf eigene Kosten, versteht sich. – Viel anders ist das heute auch nicht. Der Staat verleiht Orden. Bezahlen muss sie der Empfänger.
Ludwig XIV. war auch der Freunderlwirtschaft nicht abgeneigt. Als er den Bruder seiner Mätresse Madame de Montespan zum Marschall beförderte, machte der Spruch die Runde: „Andere werden Marschall durch das Schwert, er durch die Scheide.“– So etwas passiert heute selbstverständlich nicht mehr. Es gibt ja keine Schwerter mehr.
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