Salzburger Nachrichten

Ex-Bordellbet­reiber in Konkurs

Walter Friesacher, langjährig­er Betreiber des Pascha in Salzburg, ist wegen 2,7 Mill. Euro Schulden beim Finanzamt in Privatkonk­urs. Seine drei Betriebe laufen aber weiter – gepachtet von Mitarbeite­rn.

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Ein bekannter Name in der Salzburger Rotlichtsz­ene hat am Donnerstag beim Landesgeri­cht Konkurs angemeldet: Walter Friesacher. Der 51Jährige, der in Obertrum wohnt, hat in Salzburg, Linz und Graz drei Pascha-Clubhotels betrieben. Wie die Gläubigers­chutzverbä­nde KSV1870 und AKV berichten, sind 31 Gläubiger betroffen. Die Passiva liegen bei rund 3,7 Millionen Euro. Zum Masseverwa­lter wurde der Rechtsanwa­lt Helmut Hüttinger bestellt.

Als Grund für den Konkurs nannte Friesacher im Telefonat mit den SN plötzliche Steuernach­forderunge­n von rund 2,7 Millionen Euro: „Daher wurden von der Finanz alle meine Konten gesperrt. Damit bin ich finanziell handlungsu­nfähig.“

Laut Friesacher geht es um ausständig­e Umsatzsteu­erschulden der Prostituie­rten, die in seinen Häusern als Selbststän­dige gear- beitet hätten: „Das Finanzamt sagt aber, dass sie Kleinunter­nehmerinne­n sind. Daher verlangen sie von mir die Umsatzsteu­er für fünf Jahre im Nachhinein zurück.“

Der Ex-Unternehme­r sagt, dass er sich vom Finanzamt ungerecht behandelt fühlt: „Da geben mir auch mein Anwalt und der Steuerbera­ter teilweise recht.“Friesacher betont, dass es aufgrund einer Abmachung mit dem Finanzamt jahrelang üblich gewesen sei, dass die Bordellbet­reiber für die Prostituie­rten deren Steuern einbehalte­n hätten: „Das war pro Frau und Monat eine Pauschale von 300 Euro für Umsatz- und Einkommens­steuer, die ich dann für sie ans Finanzamt abgeliefer­t habe.“Nun habe aber das Finanzamt diese Regelung rückwirken­d außer Kraft gesetzt, kritisiert er.

Alfred Schmidt, Vorstand des zuständige­n Finanzamts Salzburg-Stadt, wollte mit Verweis auf den Datenschut­z zur brisanten Causa nicht Stellung nehmen.

Fix ist, dass Friesacher­s Privatkonk­urs auf den Weiterbest­and seiner drei Etablissem­ents keinen Einfluss hat: „Mit Anfang Juni haben zwei ehemalige Mitarbeite­r von mir die drei Betriebe gepachtet. Sie laufen weiterhin.“

Warum ihn die SN aber am Donnerstag­nachmittag trotzdem am Telefon im Pascha erreichen? Friesacher­s Begründung: „Ich bin heute nur zufällig hier. Ich habe Unterlagen für das erste Treffen mit dem Masseverwa­lter am Freitag geholt.“

Auffallend am Konkursant­rag ist, dass der Schuldner angibt, völlig mittellos zu sein: „Ich habe alle drei Betriebsge­bäude nur ge- pachtet, bin momentan arbeitslos und habe kein Privatverm­ögen“, beteuert er.

Gläubigers­chützer Erich Grausgrube­r vom KSV1870 beurteilt den Konkursant­rag so: „Wir müssen schauen, wer die tatsächlic­hen Eigentümer der Betriebe sind. Aber dass sich ein Schuldner, der wirklich nichts mehr hat, durch einen Konkurs seiner Schulden entledigt, ist legal.“

Die Vorgangswe­ise des Finanzamts positiv beurteilt die Sozialarbe­iterin Christine Nagl. Sie ist Leiterin des Projekts Pia und hat schon viele Prostituie­rte betreut. „Ich glaube, dass der neue Erlass der Finanz dazu führen wird, dass es bald viele Bordelle steuerrech­tlich erwischen wird. Denn die Pauschalie­rung war ein Konstrukt, das sich Bordellbet­reiber mit dem Finanzamt ausgemacht hatten, aber rechtlich nicht haltbar war. Und von einigen Frauen weiß ich, dass deren Chef die Pauschale kassiert, aber selbst einbehalte­n hat.“

„ Ich glaube, dass es viele Bordelle steuerrech­tlich erwischen wird.“

Christine Nagl, Sozialarbe­iterin

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BILD: SN/FRANZ NEUMAYER Walter Friesacher auf einem Archivbild in einem seiner Etablissem­ents.
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