„Saubere“Entwicklung
Facility Services sind gefragt wie nie. Immer mehr Unternehmen setzen auf Outsourcing und lagern die „Hausmeisterdienste“zu Spezialfirmen aus.
Facility Services, die Weiterentwicklung der früheren „Hausmeisterdienste“, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Diese extern erbrachten Dienste rund um die Immobilie legten im Jahr 2014 wertmäßig um 3,2 Prozent auf insgesamt fast fünf Milliarden Euro zu (2012 lag der Wert noch bei 4,6 Mrd. Euro). Diese Wachstumskurve zeigt quer durch alle Bundesländer kontinuierlich nach oben, vor allem technische Services werden derzeit immer öfter extern vergeben. Das zeigt eine aktuelle Studie von Interconnection Consulting.
Der FM-Markt erreichte 2014 in allen österreichischen Bundesländern ein Plus, wobei Niederösterreich mit 3,8 Prozent das größte Wachstum im Vergleich zu 2013 erzielte. Die Salzburger und Kärntner greifen am häufigsten noch eigenhändig zum Besenstiel, diese beiden Bundesländer erreichten mit 1,5 Prozent und 1,9 Prozent das geringste Wachstum. Wien hält den größten Anteil am Facility-Markt-Kuchen mit einem Gesamtvolumen von zirka 1,8 Milliarden Euro im Jahr 2014.
Der maßgebliche Motor für die positive Entwicklung ist der anhaltende Outsourcing-Trend von Facility Services. So stieg von 2009 bis 2014 der Anteil von extern vergebenen Facility Services von 44,5 Prozent auf 51,6 Prozent.
Waren es 2012 noch kaufmännische Services, die das größte Wachstum erreichten, sind es 2014 wieder technische Dienstleistungen, die den Markt wertmäßig mit 3,7 Prozent am stärksten vorantreiben. Dazu zählen z. B. die Gebäudewartung, das Störungsmanagement, Inspektionen sowie Um- und Zubauarbeiten. Obwohl es nur das zweitgrößte Segment ist, wird sich dieser Wachstumstrend laut Interconnection-Studie auch bis 2018 weiter fortsetzen. Einen Grund für das starke Wachstum stellt die zunehmende Technisierung von Gebäuden und Anlagen dar. Das größte Segment mit einem Gesamtwert von mehr als drei Mrd. Euro bleibt auch in Zukunft der infrastrukturelle Service, der z. B. Gebäudereinigung, Außenanlagen und Sicherheitsdienste beinhaltet.
Wachstumsraten über dem BIPWachstum sind aus mehreren Gründen möglich: Zum einen nutzen Unternehmen gerade wirtschaftlich schwierige Zeiten, um sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und etwa Facility Services auszulagern, zum anderen sind Basisdienstleistungen wie Sicherheit, Reinigung und technische Wartung nur gering von der wirtschaftlichen Aktivität abhängig. Die Branche ist somit krisenfest, wenn auch die Margen leiden. Allerdings klagen viele Anbieter über immer kürzere Vertragszeiträume und oftmaliges Nachverhandeln der Preise. Selbst renommierte Anbieter schaffen es kaum, sich derartig zu differenzieren, dass die Preise eine untergeordnete Rolle spielen würden. Noch immer gibt es viele Unternehmen, die generell skeptisch sind und die Services lieber in Eigenleistung erbringen oder lediglich kleinere Bereiche auslagern.
Der globale Ruf in Richtung Nachhaltigkeit scheint noch immer nicht so ganz bei den FM-Dienstleistern angekommen zu sein. „Für GreenFM, wie energieeffiziente und nachhaltige Dienstleistungen, gibt es noch großes Verbesserungspotenzial, da ist das Angebot noch überschaubar“, sagt Studienautor Andreas Erdpresser. Aber auch die Vereinheitlichung von Begriffen und Leistungen innerhalb der EU könnte zu einem besseren Überblick der angebotenen Leistungen für die Kunden beitragen. Der internationale Blick zählt ebenfalls noch nicht zum Alltag vieler kleinerer FM-Anbieter, so stehen länderübergreifende Managementkonzepte noch nicht auf der Tagesordnung.
Der österreichische Markt für Facility Services wird sich laut Untersuchung auch in den nächsten Jahren weiter positiv entwickeln. Internes und externes Facility-Management zusammengerechnet werden bis 2018 ein Gesamtvolumen von über 10,3 Mrd. Euro erreichen. Dies entspricht einem Wachstum von durchschnittlich 1,6 Prozent. Vor allem technische Services treiben den Markt an. Der Trend zum Outsourcen von Facility Services und integrierte Nachhaltigkeitskonzepte bieten den Unternehmen in den nächsten Jahren weiter viel Potenzial, ihren Umsatz zu steigern.
Die Marktkonzentration unter den Top-60-Unternehmen am extern vergebenen Markt steigt weiter an und liegt derzeit bei knapp über 40 Prozent. Es gibt zwar einige größere Marktplayer, insgesamt ist der Markt mit Tausenden Klein- und Kleinstunternehmen aber stark zersplittert. Vor allem größere Unternehmen versuchen über Zukäufe und Übernahmen, ihre Kompetenzen weiter in Richtung Full Service auszubauen, wobei Anbieter von technischen Serviceleistungen gerade besonders gefragt sind. Langsam, aber sicher beginnt auch der Kampf um KMU (kleine und mittlere Unternehmen) als Kunden, denen bislang von großen Anbietern noch nicht so viel Beachtung geschenkt wurde.
Immer mehr Anbieter treten als Full-Service-Provider auf, aber auch Nischen werden immer besser von den Marktteilnehmern besetzt. Die Übernahme von Gesamtverträgen drängt wiederum Mitbewerber vom Markt. Strategische Partnerschaften und Nischenmärkte werden vor allem von mittelgroßen und etwas kleineren Unternehmen genutzt, um sich weiter am Markt behaupten zu können. Dadurch können etwa regionalübergreifende Aufträge leichter erbracht werden. Internationale Player, wie Dussmann, Eurest (Compass), ISS, Sodexo, HSG Zander, Cofely, Wisag, G4S etc. haben neben rein lokalen Anbietern längst am Markt Fuß gefasst. Zwar werden immer noch Kosten und damit Margen gesenkt, um Verträge zu gewinnen. Viele Unternehmen versuchen aber, sich auch mit anderen Mitteln zu behaupten, und verzichten bewusst darauf, sich Marktanteile praktisch zu „kaufen“. 2014 zeichnete sich sogar ein Trend ab, dass einige der größeren Anbieter margenschwache oder nicht kostendeckende Aufträge abgestoßen haben.