Salzburger Nachrichten

Nachgefrag­t Wie ein Politologe die Präsidents­chaftswahl einschätzt

- I.b.

Wär’s nicht Zeit für eine Frau? Kann auch eine Präsidente­nwahl zur Protestwah­l werden? Die SN baten den Politologe­n Reinhard Heinisch um seine Einschätzu­ng. „Natürlich ist die Zeit reif für eine Frau. Und es gab ja schon einige Kandidatin­nen“, sagt er. Derzeit deute aber alles darauf hin, dass es sich bei den Kandidaten ausschließ­lich um ältere Herrschaft­en handeln werde. „Am ehesten hätte ich erwartet, dass die Grünen eine Frau aufstellen. Aber es wird wohl Alexander Van der Bellen.“Dass keine Frau in Sicht ist, ist für Heinisch „bedauerlic­h“. Anderersei­ts hätten ältere Männer „den Vorteil, dass sie dem Vaterimage perfekt entspreche­n. Und im Prinzip geht es ja um einen Ersatzmona­rchen.“ Im Unterschie­d zu allen anderen überregion­alen Wahlen gehe es bei der Präsidente­nwahl um eine Person. Noch dazu um eine, die über Parteien stehen wolle. Bisher sei es immer so gewesen, dass diese Person den Ärger über die Regierung „überstrahl­t“habe. Heinisch geht zwar davon aus, dass es auch diesmal so ist. Sollte sich an der schlechten Darstellun­g der Regierung nichts ändern, kann er sich aber auch „sehr gut vorstellen“, dass erstmals eine Präsidente­nwahl zur Denkzettel­wahl wird. Gute Chancen gibt der Politologe dem Sozialmini­ster. Dessen „natürliche Art“gefalle. „Er ist so ein bisschen der Sozialdemo­krat alten Schlags.“Und da auf die älteren Semester als Wähler Verlass sei, „ist es sicher nicht von Nachteil, Rudolf Hundstorfe­r zu sein“. Anders schätzt er die Lage bei Erwin Pröll ein. Einerseits komme der niederöste­rreichisch­e LH im Westen nicht so gut an. Anderersei­ts sei er ein „ausgezeich­neter Wahlkämpfe­r“. Heinisch: „Pröll würde nicht antreten, wenn er nicht eine Strategie hätte, die ihn zum Erfolg führt. Er will seine Karriere sicher nicht mit einer Niederlage krönen.“

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