Sie klopfen an die Tür der Hofburg
Im Herbst fällt die Entscheidung, wer 2016 für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert. Ein spannendes Duell ist möglich.
WIEN. Die Bundespräsidentenwahl naht und über der Frage, wer im Frühjahr 2016 antreten wird, lichten sich langsam die Nebel. Auf SPÖ-Seite dürfte Rudolf Hundstorfer als Kandidat feststehen, zumindest legt sein Verhalten das nahe. Der Sozialminister vermeidet Konflikte, besucht öffentlichkeitswirksame Termine, verbreitet beruhigende Botschaften – kurz, er übt schon für die Hofburg.
In der ÖVP deutet alles auf Erwin Pröll hin. Der niederösterreichische Landeshauptmann hat sich zwar noch nicht geäußert, doch er ist der logische Kandidat. Ambitionen wurden auch Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und EUAbgeordnetem Othmar Karas nachgesagt, beide sind in der Partei aber nicht mehrheitsfähig. Und dem früheren Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle, der einen respektablen Kandidaten abgegeben hätte, mangelt es seit seiner unsanften Entfernung aus der Regierung an der notwendigen Bekanntheit.
Pröll gegenüber waren die westlichen ÖVP-Landesparteien anfangs skeptisch, mittlerweile mehren sich aber auch dort die Stimmen, die dem Niederösterreicher gute Wahlchancen geben. Ein Duell Hundstorfer – Pröll hätte einen gewissen Reiz. Denn während der SPÖ-Minister den klassischen Bundespräsidenten verkörpert, würde der mitunter deftig formulierende Pröll das Amt des Staatsoberhaupts mit einer neuen Facette versehen. Offen ist, was die Oppositionspar- teien tun. In der FPÖ wird Josef Moser genannt, der als Rechnungshofpräsident eine tadellose Figur gemacht und sich – obwohl früher FPÖ-Klubdirektor unter Jörg Haider – einen Ruf als überparteilicher Kontrollor erworben hat.
Bei den Grünen mehren sich die Anzeichen für eine Kandidatur von Alexander Van der Bellen. Der langjährige Parteichef würde zwar vermutlich lieber seine Pension genießen. Doch er ist von seiner Persönlichkeit her ein zu idealer Präsidentschaftskandidat, als dass die Partei auf ihn verzichten könnte.
Treten diese vier Kandidaten an, bliebe für andere Parteien – etwa die Neos – viel Platz, um der Riege älterer Herren eine Frau oder einen jungen Mann entgegenzusetzen.
Ein Problem für alle Parteien ist, dass der Präsidentschaftswahlkampf Millionen kostet und es anders als bei sonstigen Wahlen keine Rückerstattung der Wahlkampfkosten aus Steuermitteln gibt. Denkbar also, dass einzelne Parteien auf ein Antreten verzichten oder über eine gemeinsame, überparteiliche Kandidatur nachdenken. Dabei fällt immer wieder der Name von Irmgard Griss, der früheren Präsidentin des Obersten Gerichtshofs.