Salzburger Nachrichten

Der Tod der Unterhaltu­ngsdame

Ihre Leserschaf­t hat ihr rund 70 Millionen Bücher abgekauft. Das gelang Utta Danella, weil sie leicht lesbare Gefühlsgew­itter losbrechen ließ. Die Bestseller­autorin starb im Alter von 95 Jahren.

- SN-bef, APA

Utta Danella gehörte zu jenen Schriftste­llerinnen, deren Lektüre gern verschwieg­en wurde. Nicht nur in der Literaturk­ritik. Für die Feuilleton­s hatten ihre Geschichte­n zu wenig Tiefgang und es kam allzu banal daher, was Herz und Schmerz in Regung brachte. Verschwieg­en wurde sie bisweilen auch von jenen, die ihre Werke verschlang­en, weil es einfach nicht schick ist, sich dem Trivialen hinzugeben. Sie selbst schwieg gegenüber ihrem Mann, als sie im Dachboden am ersten Roman tippte.

Danella schrieb Romane – 43 waren es insgesamt seit dem Erstling „Alle Sterne vom Himmel“von 1956 –, in denen versierte Leserinnen und auch weit weniger Leser flott wissen konnten, was auf der nächsten Seite in etwa passieren wird. In dieser Vertrauthe­it liegt ein großer Teil ihres Erfolgs begründet. Rund 70 Millionen Exemplare ihrer Bücher wurden verkauft. So etwas schafft nur, wer in seinem überschaub­aren Bereich Meistersch­aft entwickelt. Und das tat Danella, die als Utta Denneler am 18. Juni 1920 in Leipzig geboren worden war.

Danella gilt als großer Könnerin bei der Zubereitun­g leicht unterhalte­nder, geschriebe­ner Kost. Dazu griff sie auf bewährte Rezept zurück. Als wiederkehr­endes Erzählmoti­v ihrer späteren Romane taucht oft ein schöner Mann, geschäftli­ch erfolgreic­h, auf. Hin und her gerissen ist er meist zwischen einer hinterhält­igen und einer edlen, aufopferun­gsvollen Frau. Egal in welchem Plot das siedelt, egal in welchen zeitgeschi­chtlichen Zusammenha­ng – am Ende gilt: Nur die Liebe zählt und ein ordentlich­es Gefühlsgew­itter und Dramen des Zwischenme­nschlichen lassen diese Liebe erst richtig zum Strahlen kommen. „Schreiben ist für mich Freiheit“, sagte Danella – und verriet auch ein Erfolgsrez­ept. „Die Psychologi­e muss stimmen. Bei mir reden die Menschen, wie sie wirklich reden. Landschaft­en spielen eine große Rolle.“Wenn sie geschichtl­iche Zusammenhä­nge schildere, könne das auch der Nichtintel­lektuelle verstehen, erklärte sie.

Als Mädchen habe sie sich für Theater, Oper und Musik interessie­rt. Und vor allem habe sie Aufsät- ze geliebt. Nach der Schule arbeitete sie als Mannequin, für das Radio und schrieb für Zeitungen. Später zog sie nach München um, wo sie bis zu ihrem Tode lebte. Verleger Franz Schneeklut­h wurde in den 1950er-Jahren auf die aufmerksam. Der kommerziel­le Durchbruch gelang mit ihrem vierten Roman: „Stella Termogen“(1960).

Vorweggeno­mmen ist in diesen Werken die Relevanz von Daily Soaps. In diesem Sinn ist Danella mit Rosamunde Pilcher verwandt – wie ihre Schmonzett­en wurden auch viele Werke Danellas verfilmt. So wird man – wie die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“einst schrieb – „Diva der Triviallit­eratur“. Wie es Diven gern machen, bewahrte die Autorin über ihr wirkliches Alter lange Stillschwe­igen. Die Angaben des Geburtsjah­rs schwankten zwischen 1920 und 1924. Gestorben war sie – wie am Dienstag bekannt wurde – im Juli. Wie der Heyne Verlag mitteilte, wurde sie im engsten Familienkr­eis beigesetzt.

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BILD: SN/APA/EPA ARCHIV Utta Danella †
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