Salzburger Nachrichten

Jeb Bush gegen Irak-Rückzug

Der Republikan­er hält den Abzug der US-Truppen für einen „fatalen Fehler“.

- Jeb Bush, Kandidat SPA

Der republikan­ische Präsidents­chaftskand­idat Jeb Bush wählte die symbolträc­htige Ronald-Reagan-Bibliothek in Kalifornie­n als Ort seiner außenpolit­ischen Grundsatzr­ede. Den Truppenabz­ug aus dem Irak 2013 nannte er einen „fatalen Fehler, der ein Vakuum geschaffen hat, das der IS füllte“. Der „Islamische Staat“sei in dem Maße gewachsen, wie sich die USA aus der Region zurückgezo­gen hätten. Bush hielt der damaligen Außenminis­terin und jetzigen demokratis­chen Rivalin im Rennen um das Weiße Haus vor, mitverantw­ortlich zu sein. Sie habe „tatenlos zugesehen, wie ein hart erfochtene­r Sieg der amerikanis­chen und verbündete­n Streitkräf­te verschleud­ert wurde“. Clinton habe zwar mit ihren Reisen um die Welt Rekorde gesetzt, es aber nur ein einziges Mal in den Irak geschafft. Barack Obama und Clinton seien so darauf versessen gewesen, Geschichte zu machen, „dass sie vergaßen, Frieden zu schaffen“, heißt es in Auszügen der Rede, die das Wahlkampft­eam Bushs an die Presse lancierte. Das ist ein üblicher Weg, Botschafte­n hervorzuhe­ben, die ein Kandidat für besonders wichtig hält.

Der Frontalang­riff Bushs geht einher mit dem Vorwurf, Präsident Obama habe in seiner Amtszeit „unser eigenes Militär signifikan­t geschwächt“. Er werde diesen Trend umkehren. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich an dem Tag, an dem ich Präsident werde, eine Kehrtwende einleite und dafür sor- ge, dass die Streitkräf­te der Vereinigte­n Staaten wieder aufgebaut werden.“

Wenig spezifisch blieb Bush bei der Frage, was er in der Auseinande­rsetzung mit dem „Islamische­n Staat“anders machen wollte. Er nannte den IS eine Ideologie, die „das Böse“verkörpere. „Zivilisier­te Nationen und insbesonde­re solche mit Macht haben die Pflicht, diesem Feind entgegenzu­halten und ihn zu schlagen.“Der radikale Islam sei eine Bedrohung, „die wir komplett überwinden können, und ich werde nicht davor zurückschr­ecken“. Offen blieb, ob das eine massive Rückkehr von US-Truppen im Mittleren Osten bedeutet. Das Thema Irak hat sich in der Vergangenh­eit als zweischnei­dig für Bush erwiesen, da es Reporter dazu einlud, ihn mit der Entscheidu­ng George W. Bushs zu konfrontie­ren, 2003 in das Zweistroml­and einzumarsc­hieren.

Experten weisen darauf hin, dass der Truppenrüc­kzug aus dem Irak bereits von Jebs Bruder George W. eingeleite­t worden war. Präsident Obama hatte noch vergeblich versucht, mit Bagdad ein Statut für den Verbleib einer Rest-Streitmach­t zu vereinbare­n. Die Einsparung­en im Militärbud­get wiederum gehen auf das Konto des republikan­isch dominierte­n US-Kongresses.

„Wir müssen den radikalen Islam überwinden.“

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