Hitze in Österreich wird tropisch
Ein Grad Celsius wärmer bedeutet eine um sechs Prozent höhere Sterblichkeit. Betroffen sind davon alle.
WIEN. Die kommenden Tage in Österreich verbringt man am besten im Schatten eines Sonnenschirms oder – noch besser – an einem kühlen See. Dann kann man das prognostizierte Sommerwetter bestens genießen. Es wird in den kommenden Tagen wieder so richtig sommerlich heiß und schwül.
Überhaupt hat es der heurige Sommer in sich. Nicht nur der Juli war der heißeste seit der fast 250-jährigen Temperatur-Messgeschichte in Österreich, auch der August wartet mit hohen Temperaturen auf. Insgesamt nahmen in den vergangenen Jahren die sogenannten Tropentage in Österreich zu. Das sind jene Tage, an denen die Temperatur selbst in der Nacht nicht unter 20 Grad Celsius sinkt.
Die tropische Hitze mag von vielen Menschen begrüßt werden, sie stellt aber auch ein gesundheitliches Risiko dar. Das macht den Me- dizinern zunehmend Sorgen. Denn viele Menschen hierzulande sind solche Dauer-Hitzewellen gar nicht gewöhnt und verhalten sich nicht richtig.
Derzeit gibt es im Schnitt jährlich fünf Hitzewellen nach den KyselyKriterien. Als Hitzewelle bezeich- net man drei aufeinander folgende Tage mit mindestens 30 Grad Celsius.
Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien warnt davor, ohne entsprechenden Schutz – etwa einen Hut, eine Kappe oder einen Schirm – in der Sonne zu spazieren. Hitze, die sich wie im heurigen Juli über eine Periode von mehr als zehn Tagen erstreckt, stelle nämlich eine sehr hohe Belastung für den Körper dar. Der Blutdruck sinkt, da sich die Blutgefäße bei hohen Temperaturen erweitern, um die Wärme besser abgeben zu können.
Das Gleiche passiert, wenn man zu wenig trinkt. Das Blut wird „dicker“und zirkuliert schlechter. Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel können die Folgen sein. In den schlimmsten Fällen kann es sogar zum Hitzschlag kommen.
Hitzeauswirkungen bis hin zur Ohnmacht oder einem Kreislaufkollaps könnten alle Menschen betreffen, sagt der Umweltmediziner. Vor allem aber kleine Kinder, die stark hitzeempfindlich seien, sowie kranke und alte Menschen. Vorsichtig sein sollten auch Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz- und Kreislaufer- krankungen sowie Demenz. Auch Menschen, die Medikamente einnehmen, die Einfluss auf das HerzKreislauf-System und den Flüssigkeitshaushalt des Körpers haben, vertragen Hitze nicht so gut. Alkohol sollte an extrem heißen Tagen gänzlich gemieden werden, da er die Gefäße zusätzlich erweitert.
Die Steigerung der durchschnittlichen Temperatur um ein Grad Celsius führt zu einem Anstieg der Sterblichkeit um ein bis sechs Prozent. Hauptbetroffene sind – wie auch Hitzewellen in der Vergangenheit zeigten – alte Menschen, die allein daheim leben. Denn in vielen Wohnungen, insbesondere in Städten, wird es durch die geringere Luftzirkulation und durch die Wärmeabstrahlung der Hausmauern und Straßen sehr heiß.
Wien erlebte im Zeitraum 1961 bis 1990 durchschnittlich 9,6 Hitzetage (30 Grad und mehr) pro Jahr, im Zeitraum 1981 bis 2010 waren es bereits 15,2 Hitzetage pro Jahr.