Stimmung schlechter als die Realität
Im zweiten Halbjahr soll die heimische Wirtschaft an Fahrt gewinnen.
Vor allem die Meldungen aus Griechenland haben in den vergangenen Wochen die ohnehin nur schwach ausgeprägte Zuversicht der Österreicher weiter eingetrübt. Zu diesem Befund kommt der monatlich ermittelte Konjunkturindikator der Bank Austria, der Aufschluss über die künftige Wirtschaftsentwicklung im Land gibt. Der Indikator sank im Juni gegenüber dem Vormonat von 0,3 auf 0,1 Punkte und liegt damit gerade noch im positiven Bereich.
Dabei gehen die Volkswirte der Bank weiter von einer Belebung der Wirtschaft aus. Nach einem geschätzten Wachstum um 0,3 Prozent im ersten Halbjahr sollten positive Impulse aus Europa das Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr um 0,9 Prozent steigen lassen. Für 2016 sind 1,5 Prozent vorgesehen. Österreich hinkt damit international hinterher, die Eurozone soll heuer um durchschnittlich 1,4 Prozent wachsen. Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer führt die gedämpfte Stimmung auf das internationale Umfeld zurück. „Die Zuspitzung der Griechenlandkrise und die Konjunktursorgen in Asien, allen voran China, haben sowohl die Zuversicht der Industrie als auch der Konsumenten im Juni beeinträchtigt.“Er schätzt die konjunkturelle Erholung in weiten Teilen Europas als „robust“ein, auch in Österreich verbessere sich das Ge- samtbild. Nach den jüngsten EUVereinbarungen sollte die Verunsicherung durch die Griechenlandkrise wegfallen. Die auf rund ein Prozent im Jahresabstand gesunkene Inflation sollte sich günstig auf den Konsum auswirken, der schwächere Euro sollte Exportaufträge weiter steigen lassen. Ein Wermutstropfen bleibt die Arbeitslosenquote, die heuer auf 9,2 Prozent steigen dürfte. Noch sei das Wachstum zu schwach, um das steigende Arbeitsangebot zu kompensieren.
Auch die monatliche EU-weite Befragung des Marktforschers GfK zeigt eine verschlechterte Stimmung in den meisten EU-Ländern. Die Österreicher wollten weniger konsumieren, sie hoffen aber zugleich auf Entlastungen durch die Steuerreform.
Arbeitslosigkeit soll auf 9,2 Prozent steigen