Salzburger Nachrichten

Gute Amerikaner, böser Putin und die Medien

- 5020 Salzburg

Anlässlich der traditione­llen russischen Militärpar­ade zum Kriegsende unterstell­t Viktor Hermann in seinem Leitartike­l vom 11. Mai Russland, dass es wieder verstärkt auf Militärmac­ht setze und nicht mehr vor allem auf Dialog. Das missachtet die vielen positiven Signale Putins an den Westen, die ohne Resonanz verhallten. Selbst auf die Militärpar­ade der NATO durch die baltischen Staaten unweit der russischen Grenze reagierte Putin erstaunlic­h gelassen.

Viktor Hermann folgt unreflekti­ert der Deutungsho­heit der USA, die legitime Interessen anderer Staaten als aggressive­s Verhalten bezeichnen und die eigene militärisc­he Einmischun­g in Konflikte souveräner Nationen – ohne Kriegserkl­ärung und gelegentli­ch auch ohne UNO-Mandat – als humanitäre Interventi­on.

Mit dieser Methode werden „Regimes“von Ländern mit funktionie­render Infrastruk­tur zuerst medial als Feindbild aufgebaut und dann wird das Land mithilfe von Söldnern wie denen von Blackwater destabilis­iert und am Ende der „Diktator“gestürzt.

Man kann eine Nation nicht in die Demokratie bomben, in fast jedem dieser Staaten herrschen in der Folge für lange Zeit Anarchie und Chaos, was allerdings einen besseren Zugriff auf die Ressourcen ermöglicht. Natürlich auch das wieder unter dem Vorwand selbstlose­r Hilfe.

Die Krim hat sich nach einer Volksabsti­mmung und ohne ein einziges Todesopfer Russland zugewandt. Wäre dies völkerrech­tswidrig, hätten die USA in Den Haag klagen können. Impliziert man gleiches Recht für alle, könnte dann aber auch eine Flut von Klagen gegen die US-Regierung angestreng­t werden. Eva Maria Griese

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