Salzburger Nachrichten

Hoffnung auf ein ungeteilte­s Zypern

Die Volksgrupp­enführer der griechisch­en und türkischen Zyprer nehmen einen neuen Anlauf auf Wiedervere­inigung.

- SN, dpa

Die seit Monaten auf Eis gelegten Gespräche zur Überwindun­g der Teilung Zyperns haben am Freitag wieder begonnen. Die Volksgrupp­enführer der türkischen und griechisch­en Zyprer, Mustafa Akinci und Nikos Anastasiad­es, trafen sich zusammen mit dem UNO-Gesandten, dem Norweger Espen Barth Eide, in Nikosia. Sie wollen „unermüdlic­h für eine umfassende Lösung der Zypernfrag­e arbeiten“, erklärte Eide im zyprischen Staatsfern­sehen (RIK) nach dem Treffen, das knapp vier Stunden dauerte. Dieses Ziel wollen die beiden Volks- gruppenfüh­rer „so bald wie möglich“erreichen, sagte der UNO-Gesandte weiter. Anastasiad­es und Akinci werden sich nach UNO-Angaben mindestens zwei Mal im Monat treffen. Sie hätten eine „gemeinsame Vision“für ein wiedervere­inigtes föderative­s Zypern, hieß es.

Als erstes Zeichen des guten Willens werde die Visumpflic­ht für den türkischen Nordteil der Insel aufgehoben, teilte Eide mit. Bisher müssen alle griechisch­en Zyprer für Besuche im Nordteil ein Visum an den Übergangss­tellen beantragen, was indirekt als Anerkennun­g der Tür- kischen Republik Nordzypern gilt und deswegen umstritten ist. Die griechisch-zyprische Seite habe ihrerseits Einzelheit­en und Koordinate­n für 28 alte Minenfelde­r im Norden übergeben, damit die Minen geräumt werden können.

Der liberale türkisch-zyprische Politiker Akinci war am 26. April zum Präsidente­n der nur von der Türkei anerkannte­n Türkischen Republik Nordzypern gewählt worden. Er pflegt seit Jahrzehnte­n gute Kontakte mit den Kreisen der griechisch-zyprischen Seite, die eine Lösung der Zypernfrag­e anstreben. „Ich hoffe, dass dieser Tag der Beginn einer glänzenden Zukunft für alle Zyprer wird“, erklärte Anastasiad­es im Kurznachri­chtendiens­t Twitter am Freitag. „Das ist nur der Anfang“, sagte seinerseit­s Akinci im türkischen-zyprischen Fernsehen (BRT).

Die Gespräche waren im September 2014 wegen eines Streits um Gasvorkomm­en unter dem Meeresbode­n südlich der Mittelmeer­insel unterbroch­en worden. Zypern ist seit 1974 nach einem griechisch­en Putsch und einer türkischen Militärint­ervention geteilt. Die Republik Zypern ist seit 2004 EU-Mitglied. Das EU-Recht gilt aber nur im griechisch-zyprischen Süden und nicht im türkisch kontrollie­rten Norden. Als mögliche Lösung wird eine Föderation zweier Bundesländ­er mit politisch gleichbere­chtigten Volksgrupp­en angestrebt.

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