Auf dem Weg zum Volksbischof
Es war eine lange, zähe und schwierige Suche. Erst als der langjährige steirische Bischof Egon Kapellari heuer als 79-Jähriger von sich aus seinen endgültigen Rückzug erklärt hat, schien Bewegung in die Nachfolgersuche gekommen zu sein. Bereits vor vier Jahren hatte er erstmals in Rom seinen Rücktritt eingereicht. Einer jener Umstände, die zur Verzögerung geführt haben: Mit dem überraschend in die Erzdiözese Salzburg beorderten Bischof Franz Lackner hatte die Diözese GrazSeckau den logischen Nachfolger für Kapellari verloren.
Seit Dienstag ist nun offiziell: Wilhelm Krautwaschl wird der neue steirische Oberhirte. Es ist eine Entscheidung, mit der vor Ort viele gut leben können. Mit 52 Jahren ist Krautwaschl für einen Bischof ungewöhnlich jung. Dieser Generationswechsel darf als Signal für eine Verjüngung der Diözese gedeutet werden. Mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann er, wie sein bisheriger Weg gezeigt hat, gut. Der Kirchenmann gilt als einer, der für Konsens steht, ein Mann, der „mit den Menschen unterwegs sein“will, der weltoffen ist, sich nicht abkapseln wird. Krautwaschl ist den neuen Medien aufgeschlossen, Facebook und Twitter gehören zu seinem Werkszeug. Und: Der gebürtige Steirer kennt seine Schäfchen nur allzu gut, er ist keiner, der von außen eingesetzt wird, sondern gleichsam aus der eigenen Basis heraus gewachsen ist. Auf den intellektuellen Theologen Egon Kapellari folgt mit Wilhelm Krautwaschl nun einer, der das Zeug dazu hat, ein Volksbischof wie einst etwa Johann Weber zu werden.