Wer sind die Leistungsträger?
Im „Klartext“( SN vom 28. 3.) konstatiert Andreas Koller, dass den Leistungsträgern und dem Mittelstand, gewissermaßen der Kernklientel der ÖVP, durch die Steuerreform keine wirkliche Entlastung beschert worden sei, und führt dabei diverse Steuerund Beitragserhöhungen sowie neue Regeln und Bevormundungen für die Wirtschaft an.
Herr Koller denkt bei dem Begriff „Leistungsträger“offensichtlich an Wirtschaftstreibende bzw. das dort tätige obere und mittlere Management. Mit dieser Einengung habe ich so meine Schwierigkeiten. Erbringt die alleinerziehende teilzeitbeschäftigte Supermarktkassierin, die finanziell kaum über die Runden kommt und permanentem Stress wegen oftmals fehlender Kinderbetreuung ausgesetzt ist, nicht ebenfalls eine adäquate, wenn auch schlecht entlohnte Leistung? Allen einschlägigen Untersuchungen zufolge sind Alleinerzieherinnen gemeinsam mit Migranten
Schreiben Sie uns! und Arbeitslosen am meisten von Armut bedroht bzw. manifest arm. Dass „Leistung“oftmals nicht angemessen abgegolten wird, belegen auch die unterbezahlten Pflegeberufe, Kindergartenpädagoginnen oder gar pflegende Angehörige, ohne deren Engagement unsere Gesellschaft kollabieren würde. Am anderen Ende der Skala steht da etwa ein Herr Meischberger, der sich nicht erklären konnte, wofür er 140.000 Euro kassiert hatte („Was war meine Leistung?!“).
Der andere zu hinterfragende Begriff ist der „Mittelstand“. Wo beginnt er, wo hört er auf? Der Pharmaindustrielle und frühere Minister Martin Bartenstein, einer der zehn reichsten Österreicher, hat sich einst in einem Interview als zum Mittelstand gehörig eingestuft, was natürlich einer Pervertierung gleichkommt. Ich kenne allerdings keine wirklich schlüssige Definition. Im Übrigen denke ich, dass sich die „Leistungspartei“ÖVP bzw. „die Wirtschaft“sämtliche der o. a. Maßnahmen zur Gegenfinanzierung der Tarifsenkung hätte ersparen können, wenn sie sich nicht so vehement dagegen gewehrt hätte, jener kleinen Minderheit, die den Großteil aller Vermögenswer- te besitzt, einen moderaten Beitrag abzuverlangen. Erhard Sandner,