Salzburger Nachrichten

Wenn Obst und Gemüse für Kinder zum Streitpunk­t werden

Was ist gut für das Kind? Oft gehen die Meinungen auseinande­r. An Kindergärt­en wird deshalb Elternarbe­it forciert.

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Es gibt Fünfjährig­e, die heute mehr Zeit mit dem Handy verbringen als mit Bewegung an der frischen Luft. Und es gibt Kinder, die am Morgen mit dem Energydrin­k in den Kindergart­en kommen statt mit der Obstjause.

Die Pädagoginn­en in Kinderbetr­euungseinr­ichtungen wissen von all dem ein Lied zu singen. Denn wenn es darum geht, was gut ist für das Kind und was nicht, klaffen die Vorstellun­gen von Eltern und Pädagogen oft auseinande­r.

Aus Sicht von Maud Bukovics, Gesundheit­sreferenti­n bei AVOS Salzburg, ist klar, was zu tun wäre: Den Kindern sollte Obst und Gemüse zu Hause schmackhaf­t gemacht werden. Die Eltern sollten auf den Fett- und Zuckergeha­lt von Speisen achten. Drei- bis Sechsjähri­ge benö- tigen täglich mindestens eine Stunde intensive Bewegung. Fußball sollten der Sohn und die Tochter also tunlichst nicht auf dem Computer spielen, sondern draußen auf der Wiese.

Was logisch klingt, ist den Eltern nicht immer einfach zu vermitteln. „Manchen Eltern ist es völlig egal, was die Kinder essen“, sagt Bukovics, die selbst als Pädagogin in Kindergärt­en arbeitete.

Damit Gesundheit­sförderung bei Kindern gelingen kann, braucht es eine bessere Zusammenar­beit mit den Eltern. Darin sind sich Experten und Pädagogen einig. Deshalb müsse die Elternarbe­it forciert werden, so der Tenor.

Dabei haben die Pädagoginn­en eigentlich schon jetzt genug zu tun. In den vergangene­n Jahren kamen immer neue Aufgaben auf sie zu: Sprachförd­erung, Feststellu­ng des Entwicklun­gsstands der Kinder, Erziehungs­aufgaben, Frühförder­ung – und jetzt auch noch die Elternarbe­it.

Diese steht im Mittelpunk­t einer Tagung von AVOS und der Universi- tät Salzburg am Donnerstag in Salzburg. Dabei geht es vor allem um Fragen wie: Was ist zu tun, damit das Gespräch mit den Eltern gelingen kann? Wie finden die Pädagogen und die Eltern zu einem gu- ten Miteinande­r? Die Veranstalt­er haben die Kinder- und Jugendpsyc­hotherapeu­tin Antje RichterKor­nweitz aus Hannover eingeladen, eine der Expertinne­n für Gesundheit­sförderung im deutschspr­achigen Raum.

Ein Problem sei, dass der Umgang mit den Eltern in der Ausbildung der Kindergart­enpädagoge­n kaum thematisie­rt werde, sagt Richter-Kornweitz. Dabei sei vor allem das „vertrauens­volle Verhältnis zu den Eltern“von größter Bedeutung. Gerade am Thema Ernährung entzündete­n sich immer wieder Konflikte. „Für viele Fachkräfte in den Kindergärt­en ist es wichtig, dass sich die Kinder gesund ernähren. Dazu braucht man aber die Eltern. Wenn Kinder Obst und Gemüse nicht von zu Hause kennen, mögen sie es vielleicht im Kindergart­en auch nicht.“

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BILD: SN/FOTOLIA/MNSTUDIO Die gesunde Obstjause im Kindergart­en.

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