Salzburger Nachrichten

Was „die in Brüssel“wieder machen

Der Einblick in die EU bringt nicht immer Einsicht mit der EU. Aber die Dinge werden in der Regel zumindest nachvollzi­ehbarer.

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Der Euro ist ein Teuro. Das kleine Österreich hat in der EU nichts zu sagen. In den Brüsseler Glaspaläst­en sind realitätsf­remde und überbezahl­te Bürokraten am Werk. Die Liste an Vorurteile­n gegenüber der EU ließe sich beliebig fortsetzen. Manche davon sind schier falsch, andere durchaus berechtigt. In den meisten Fällen gilt aber wie so oft im Leben: Es ist nicht alles schwarz oder weiß, die Realität kommt gern in Grauschatt­ierungen daher.

Was von der EU bis nach Österreich durchdring­t, bleibt letztlich aber viel zu oft auf das Schwarz oder Weiß reduziert. Entscheidu­ngen werden im fernen Brüssel getroffen, sind meistens einfach schlecht oder jedenfalls zu komplex, um sie zu verstehen. Dieses Gefühl haben viele Bürger. Die EU ist für sie weit weg.

Von Brüssel aus ist die Perspektiv­e freilich anders. Wer „inside“der berühmten Brüsseler Blase sitzt, für den gibt es nicht „die EU“. Da gibt es eine Kommission, in der Beamte arbei- ten, die tatsächlic­h auch einmal sehr bürokratis­ch agieren. Dort arbeiten aber auch die Teams rund um die Kommissare, die seit dem Amtswechse­l im November merklich politische­r und weniger bürokratis­ch sind.

Es gibt österreich­ische EU-Abgeordnet­e und Minister, die unsere Interessen hier vertreten, wenn über neue Gesetze gesprochen wird. Und im Optimalfal­l schon dann, wenn über neue Gesetze erst nachgedach­t wird. Es gibt Dutzende weitere Gruppen in Brüssel, die Einfluss nehmen, darunter Lobbyisten aus der Wirtschaft oder NGOs. Allein ein Blick auf die lange Liste der EU-Agenturen zeigt, wie gewaltig das Umfeld ist, in dem hier Politik gemacht wird. Das EU-Parlament ist das zweitgrößt­e Abgeordnet­enhaus der Welt, nur um die Dimension des „Projekts EU“zu verdeutlic­hen.

Dieses Werkl ist unumstritt­en komplex. Wie es funktionie­rt, ist gut und notwendig zu wissen, wenn man die Entscheidu­ngen verstehen will, die hier getroffen werden. Automatisc­h gut finden wird man sie dadurch freilich nicht. Manchmal ist eher das Gegenteil der Fall.

Politische Deals gibt es auf europäisch­er Ebene beispielsw­eise genauso wie in der österreich­ischen Innenpolit­ik. Länder treffen oder blockieren Entscheidu­ngen aus politische­m Kalkül oder Eigennutz. Interessen­vertreter wollen Gesetze in eine Richtung drehen, die einzig ihren eigenen Interessen zugutekomm­t. Das alles passiert „Inside EU“– in unterschie­dlichen Schattieru­ngen. Und das alles soll künftig verstärkt Gegenstand unserer EU-Kolumne sein, die ab sofort unter neuem Namen erscheint. „Inside EU“sind im Wortsinn auch 500 Mill. Bürger. Wie sie die Politik mitgestalt­en können und warum gerade das Herzstück der EU-Bürgerbete­iligung so schlecht funktionie­rt, lesen Sie hier am kommenden Dienstag.

STEPHANIE.PACK@SALZBURG.COM

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Stephanie Pack

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