Ein Verein, der seit zehn Jahren polarisiert
Der Einstieg von Red Bull im Jahr 2005 in den österreichischen Fußball hat eine ganze Szene verändert. Nicht immer sind die Erfolge den Ansprüchen des Unternehmens gerecht geworden. GERÜSTET
Eigentlich wollte Red-Bull-Erfinder Dietrich Mateschitz (Mitte) nicht ins Fußballgeschäft einsteigen. Aber Franz Beckenbauer (l.) und Rudi Quehenberger überredeten ihn. Am 6. April 2005 wurde der FC Red Bull Salzburg gegründet. Nicht immer wurde der Verein den hohen Ansprüchen gerecht.
Vor zehn Jahren war es als Sensation zu werten, dass der Fuschler Energydrinkhersteller in das Fußballgeschäft eingestiegen war. Immer wieder hatte Dietrich Mateschitz es abgelehnt, sich im Kampf um das runde Leder zu engagieren. Aber die Überredungskünste von Fußballkaiser Franz Beckenbauer und Austria-Salzburg-Präsident Rudi Quehenberger fruchteten schließlich beim „Oberbullen“. Der 6. April 2005 sollte den heimischen Fußball nachhaltig verändern. Aus Austria Salzburg wurde an diesem Tag der FC Red Bull Salzburg.
Ein Fußballclub, der vor allem eine Marke transportieren sollte, funktioniert denn das? Es hat funktioniert. Nicht alles, aber großteils. Und es war ein neuer Weg, den der österreichische Fußball in dieser Form noch nie gesehen hatte. Der Branchenkrösus, mit anfänglich kolportierten 50 Millionen Euro Jahresbudget, revolutionierte die Szene. Professionell bis ins letzte Detail ließ Red Bull alles umstellen. Vom Anzug bis zum Auto sollte der Auftritt einheitlich sein. Das Marketinggenie Mateschitz, dem viele Ideen für das Fußballgeschäft nicht zutrauten, belehrte alle eines Besseren.
Deshalb waren auch die Ansprüche hoch. Bis in die Champions League sollte es gehen. Mit vielen Millionen. Sieben Mal sollte man bis zum heutigen Tag auf dem Weg in die Gruppenphase der Fußballkönigsklasse scheitern. Oft mit Pech (Donezk 2007), vereinzelt mit Unvermögen (Malmö 2014). Dafür stehen ein EuropaLeague-Achtelfinale, fünf österreichische Meistertitel und zwei Cupsiege zu Buche.
Sportlich gab es zuletzt einen Paradigmenwechsel: Wurden anfänglich frühere Stars wie Niko Kovac, Alexander Zickler oder Thomas Linke forciert, wird nun auf die Jugend gesetzt. Von „Ausbildungsverein“war nun die Rede. Der Glanz der ersten Jahre mit Trainersuperstar Giovanni Trapattoni (2006 bis 2008) ist dafür vorbei.
Geblieben sind seit dem Anfang Anfeindungen, gepaart mit Neid ob der Millionen. Internationale Projekte wie das bei Rasenball Leipzig wurden geradezu torpediert. Untergriffig sind Aussagen radikaler Fans gegen Dietrich Mateschitz. Dank darf sich Red Bull wohl nie erwarten. Aber zumindest Respekt.