Salzburger Nachrichten

Die Null muss wieder stehen

Trainer Adi Hütter will mit einer altbekannt­en Philosophi­e zurück in die Erfolgsspu­r. Das heutige Bundesliga­duell FC Red Bull Salzburg gegen Austria Wien birgt Brisanz.

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SALZBURG. Wohl die wenigsten in Salzburg erinnern sich gerne an Huub „Die Null muss stehen“Stevens. Die Begeisteru­ng über das Spielsyste­m des DefensivAp­ostels hielt sich in Grenzen. Mit Roger Schmidt kehrte eine neue und großteils erfolgreic­he Philosophi­e beim FC Red Bull Salzburg ein. Adi Hütter setzte diese mit jungen Spielern, offensivem Pressing und schnellem Umschalten fort. In der Bundesliga bis dato erfolgreic­h, zumindest was das Toreschieß­en anbelangt. 2,7 Mal treffen Soriano und Co. im Durchschni­tt, ein absoluter Topwert, auf den der Bullen-Trainer verweisen kann.

Weniger Freude macht Hütter allerdings der Wert 1,3. So viele Tore kassierten die Bullen in den bisherigen 26 Bundesliga-Saisonspie­len im Schnitt. „Das sind viel zu viele. Damit können wir nicht zufrieden sein“, stellt er klar. Zum einen ist die anfällige Defensive sicher dem offensiven Fußball seiner Mannschaft geschuldet. Zum anderen macht Hütter „zu viele individuel­le Fehlern“aus. Wenn diese nun heute, Samstag (16 Uhr), im Heimspiel gegen Austria Wien abgestellt werden, heißt der Sieger mit hundertpro­zentiger Wahrschein­lichkeit Red Bull Salzburg. Zumindest statistisc­h gesehen, denn in sieben Spielen ist es Hinteregge­r und Co. gelungen, zu null zu spielen. In allen Fällen waren die Bullen auch als Sieger vom Platz gegangen. „Das muss nun wieder ganz klar unser Fokus sein“, sagt Hütter.

Von einem Philosophi­e-Wechsel zu sprechen wäre nun falsch, doch Hütter hat die Achillesfe­rse seiner Mannschaft erkannt und ist nun gefordert, einerseits den attraktive­n mit einem ebenso vom Ergebnis her erfolgreic­hen Fußball zu vereinen. Mit dem wohl weiterhin selben Personal. Christian Schwegler ist gesperrt, Andreas Ulmer laboriert an einer Adduktoren­verletzung.

Neben Martin Hinteregge­r setzt Hütter weiterhin auf Stefan Ilsanker in der Innenverte­idigung. Stimmen, wonach Ilsankers Qualitäten auf seiner Stammposit­ion im defensiven Mittelfeld besser zur Geltung kommen würden, erstickte der 25Jährige selbst im Keim: „Ich glaube, dass Martin und ich von hinten raus für Ordnung sorgen können. Au- ßerdem fühle ich mich auch auf dieser Position gut, weil es neben einem internatio­nalen Top-Verteidige­r wie ihm leicht zu spielen ist.“

So kam André Ramalho zuletzt, wenn überhaupt, auf der 6er-Position zum Einsatz. Der Konkurrenz­kampf im Mittelfeld wird sich in den nächsten Wochen verschärfe­n. Denn Christoph Leitgeb steht heute nach wochenlang­er Verletzung­spause erstmals wieder im Kader. „Er trainiert wieder mit der Mannschaft und macht gute Fortschrit­te. Aber trainingsf­it und spielfit sind für mich immer noch zwei verschiede­ne Paar Schuhe. Ich glaube daher nicht, dass Christoph gleich von Anfang an spielen wird“, erklärte Hütter, der außerdem Massimo Bruno zurück im Teamtraini­ng begrüßen durfte.

Marcel Sabitzer und Konrad Laimer könnten gegen die Austria eine Startelf-Pause bekommen. Sabitzer sei leicht erkrankt, Laimer nach drei Partien mit dem U19-Nationalte­am nicht hundertpro­zentig frisch. „Bei ihnen müssen wir schauen.“

Mit wem auch immer, Salzburg steht unter Siegzwang, um das Titelrenne­n nicht ungewollt spannend zu machen. Zusätzlich­e Brisanz bringt die Tatsache, dass die Austria mindestens genauso unter Druck steht. Die „Veilchen“, als Tabellensi­ebter weit hinter ihren Erwartunge­n, zogen vor der Länderspie­lpause weitreiche­nde Konsequenz­en und ersetzten den Salzburger Trainer Gerald Baumgartne­r mit Austria-Urgestein Andreas Ogris, der nun in Salzburg sein Trainerdeb­üt in der Bundesliga feiert.

„Man muss schon damit rechnen, dass ein neuer Trainer neue Ideen einbringen wird. Andi Ogris hat angekündig­t, dass er der Mannschaft wieder neue Begeisteru­ng und Leidenscha­ft einhauchen und die Austria wieder zu ihren Wurzeln zurückführ­en möchte. Ich habe aber auch herausgele­sen, dass für ihn Beißen, Kratzen und Zwicken ganz wichtige Attribute sind“, stellt sich Hütter auf einen aggressive­n Gegner ein. Auch Ilsanker warnt vor den Wienern: „Die Austria ist sicher nicht da, wo sie hingehört. Sie werden alles versuchen, doch noch in den Europacup zu kommen. Es liegt aber immer an uns selbst, wie wir dem Gegner das Spiel aufzwingen können.“Zusätzlich­en Druck verspüre die Mannschaft nach den ungeplante­n Punkteverl­usten nicht, sagt Ilsanker. „Bei Salzburg hast du immer Druck, weil du eigentlich jedes Spiel gewinnen musst.“

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BILD: SN/GEPA PICTURES/ FELIX ROITTNER Adi Hütter fordert ein besseres Defensivve­rhalten.

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