Salzburger Nachrichten

Bildung ist das beste Mittel gegen Arbeitslos­igkeit

Auf dem Arbeitsmar­kt gibt es für schlecht ausgebilde­te Mitarbeite­r immer weniger Jobs. Geld für Bildung spart Geld für Arbeitslos­e.

- Monika Graf MONIKA.GRAF@SALZBURG.COM

Der März hat wieder einen Rekord gebracht, auf den jeder einzelne Betroffene ebenso wie die Politik gern verzichtet hätte. Fast 430.000 Menschen hatten im vergangene­n Monat keine Arbeit. Die Arbeitslos­igkeit ist so hoch wie seit den 1950er-Jahren nicht. Die Erklärunge­n für die wenig erfreulich­e Situation klingen schlüssig: Ein viel zu schwaches Wirtschaft­swachstum, mehr Zuwanderun­g, als der leicht wachsende Arbeitsmar­kt aufnehmen kann, und gesetzlich­e Bremsen für Frühpensio­nierungen lassen die Zahl der AMS-Kunden steigen. Die Prognosen, wann sich der Trend umkehrt, werden jedes Quartal nach hinten verschoben. Aktuell rechnen die Experten erst 2019, also in vier Jahren, mit weniger Arbeitslos­en.

Eine genauerer Blick auf die Zahlen zeigt, dass das Problem nicht durch einen Konjunktur­aufschwung allein zu lösen ist. Etwa die Hälfte der Arbeitslos­en hat nur einen Pflichtsch­ulabschlus­s, viele von ihnen sind seit Jahren arbeitslos. Denn es gibt immer weniger Jobs, bei denen es reicht, kräftige Oberarme zu haben. Diese Arbeiten erledigen heute in Selbstausb­eutung neue Selbststän­dige, Stichwort: Paketzuste­ller oder Fernfahrer. Zugleich steigt der Bedarf an Lagerarbei­tern mit IT- und Englischke­nntnissen, Maschinenb­auern, die auch mal für zwei Jahre nach Schanghai gehen und Pflegekräf­ten mit medizinisc­hem Wissen.

Das ist kein österreich­isches Phänomen. Auch in Deutschlan­d, das dieser Tage die niedrigste Arbeitslos­igkeit seit 24 Jahren meldete, sei der Beschäftig­ungsaufsch­wung an den Geringqual­ifizierten fast spurlos vorbeigega­ngen, stellt das Institut für Arbeit und Qualifikat­ion der Uni Duisburg-Essen fest. Im deutschen Niedrigloh­nsektor tummeln sich heute mehrheitli­ch Menschen mit Berufsausb­ildung, nicht Hilfsarbei­ter.

In Österreich löste man das Problem bisher durch Abschieben von Menschen in Schulungen um teures Geld. Solange die Arbeitslos­enzahlen im Jahresdurc­hschnitt bei 230.000 Personen lagen, ging das. Wer konnte, flüchtete in Früh- oder Invaliditä­tspension, für die anderen gab es Kurse, die eher den Veranstalt­ern Jobs brachten als denen, die sie besuchten. Das AMS gibt 1,1 Mrd. Euro im Jahr für Schulungen oder Zuzahlunge­n zu oft nicht dauerhafte­n Jobs aus. Erfolgreic­h funktionie­ren Programme bei arbeitslos­en Jugendlich­en, die damit doch noch eine Lehre oder Schule absolviere­n. Bei älteren Arbeitslos­en geht es zäher. Der Fehler ist kaum beim AMS zu suchen, das seit Jahren darauf hinweist, dass man fehlende Schulausbi­ldung und Sprachkenn­tnisse nicht im AMS-Kurs nachholen kann. Auch nicht mit noch mehr Geld.

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