Bildung ist das beste Mittel gegen Arbeitslosigkeit
Auf dem Arbeitsmarkt gibt es für schlecht ausgebildete Mitarbeiter immer weniger Jobs. Geld für Bildung spart Geld für Arbeitslose.
Der März hat wieder einen Rekord gebracht, auf den jeder einzelne Betroffene ebenso wie die Politik gern verzichtet hätte. Fast 430.000 Menschen hatten im vergangenen Monat keine Arbeit. Die Arbeitslosigkeit ist so hoch wie seit den 1950er-Jahren nicht. Die Erklärungen für die wenig erfreuliche Situation klingen schlüssig: Ein viel zu schwaches Wirtschaftswachstum, mehr Zuwanderung, als der leicht wachsende Arbeitsmarkt aufnehmen kann, und gesetzliche Bremsen für Frühpensionierungen lassen die Zahl der AMS-Kunden steigen. Die Prognosen, wann sich der Trend umkehrt, werden jedes Quartal nach hinten verschoben. Aktuell rechnen die Experten erst 2019, also in vier Jahren, mit weniger Arbeitslosen.
Eine genauerer Blick auf die Zahlen zeigt, dass das Problem nicht durch einen Konjunkturaufschwung allein zu lösen ist. Etwa die Hälfte der Arbeitslosen hat nur einen Pflichtschulabschluss, viele von ihnen sind seit Jahren arbeitslos. Denn es gibt immer weniger Jobs, bei denen es reicht, kräftige Oberarme zu haben. Diese Arbeiten erledigen heute in Selbstausbeutung neue Selbstständige, Stichwort: Paketzusteller oder Fernfahrer. Zugleich steigt der Bedarf an Lagerarbeitern mit IT- und Englischkenntnissen, Maschinenbauern, die auch mal für zwei Jahre nach Schanghai gehen und Pflegekräften mit medizinischem Wissen.
Das ist kein österreichisches Phänomen. Auch in Deutschland, das dieser Tage die niedrigste Arbeitslosigkeit seit 24 Jahren meldete, sei der Beschäftigungsaufschwung an den Geringqualifizierten fast spurlos vorbeigegangen, stellt das Institut für Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen fest. Im deutschen Niedriglohnsektor tummeln sich heute mehrheitlich Menschen mit Berufsausbildung, nicht Hilfsarbeiter.
In Österreich löste man das Problem bisher durch Abschieben von Menschen in Schulungen um teures Geld. Solange die Arbeitslosenzahlen im Jahresdurchschnitt bei 230.000 Personen lagen, ging das. Wer konnte, flüchtete in Früh- oder Invaliditätspension, für die anderen gab es Kurse, die eher den Veranstaltern Jobs brachten als denen, die sie besuchten. Das AMS gibt 1,1 Mrd. Euro im Jahr für Schulungen oder Zuzahlungen zu oft nicht dauerhaften Jobs aus. Erfolgreich funktionieren Programme bei arbeitslosen Jugendlichen, die damit doch noch eine Lehre oder Schule absolvieren. Bei älteren Arbeitslosen geht es zäher. Der Fehler ist kaum beim AMS zu suchen, das seit Jahren darauf hinweist, dass man fehlende Schulausbildung und Sprachkenntnisse nicht im AMS-Kurs nachholen kann. Auch nicht mit noch mehr Geld.