15.000 Morde im Namen des Volkes
Die Militärjustiz der Nazis forderte Tausende Tote. Eine Ausstellung legt perfide Muster offen und nimmt auch auf Goldegg Bezug.
Willkür und staatlich legitimierte Morde. 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges macht noch immer sprachlos, was da im Namen „des Volkes“eiskalt und zynisch verbrochen wurde.
Am 2. Juli 1944 etwa kommt es zum „Sturm auf Goldegg“. Deserteure und Kriegsdienstverweigerer aus der Region halten sich im Ort auf. Unterstützt von Einheimischen. Zivilisten verstecken die Gesuchten.
Sie sollen davor bewahrt werden, an die Front und damit zugleich in einen längst verlorenen Krieg ziehen zu müssen. Was folgt, ist eine in diesem Ausmaß beispiellose Hatz. Um den Widerstand zu brechen und ein blutiges Exempel zu statuieren, durchkämmen 1000 Angehörige von Waffen-SS und Gestapo jeden Winkel des kleinen Ortes. In der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 1944 werden an die 50 Personen verhaftet und viele von ihnen in Konzentrationslager verschleppt. Im Zuge der Aktion sterben 14 Personen. Auch heute ist diese unfassbare Bluttat im lokalen Bewusstsein noch allgegenwärtig. Im Rahmen einer Wanderausstellung werden einige Geschichten der Deserteure aus Goldegg behandelt und erzählt.
Im Gedenkjahr 2014 wurden bereits viele Veranstaltungen organisiert. Es gab eine breite mediale und emotionale Diskussion über ein Denkmal für die Opfer. Letztlich und als Folge dessen gibt es in Goldegg an drei Orten Gedenktafeln. Sie erinnern in unterschiedlicher Weise an die damaligen dramatischen Ereignisse. Vom 7. bis 27. März präsentieren nun der Kulturverein Schloss Goldegg und die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas eine Wanderausstellung. Sie nennt sich „Was damals Recht war . . . – Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht“.
Die Ausstellung zeigt, „wie Unrecht und Willkür den Alltag der Wehrmachtjustiz kennzeichneten, wie Tausende Männer und Frauen, Soldaten und Zivilisten, der Unrechtsjustiz zum Opfer fielen und als Deserteure, sogenannte Wehrkraftzersetzer oder Volksschädlinge, ihr Leben verloren“, schildert der Geschäftsführer des Kulturvereins Schloss Goldegg, Cyriak Schwaighofer. „Es geht hier nicht um einen Gedenkstein. Unser Zugang kann und muss Versöhnung und nicht Rache sein.“
Die Ausstellung (ohne den speziellen Goldegg-Bezug) wurde in 30 großen deutschen Städten gezeigt. In Österreich war sie bislang in Wien, Klagenfurt und Dornbirn zu sehen. Jetzt macht sie erstmals in Salzburg Station.
Schwaighofer: „Gezeigt wird, wie die Wehrmachtsjustiz mit Soldaten und Zivilisten verfahren ist, die nicht systemkonform waren und oft als Opfer von Denunziation hingerichtet wurden. 15.000 Todesurteile fällte die Wehrmachtsjustiz.“
Nachsatz: „Und auch in Österreich gibt es Fallbeispiele dafür,