Stifter steigen auf die Barrikaden
Verschlechterungen im Zuge der Steuerreform könnten viele vertreiben.
Zwei Wochen vor der Präsentation der Steuerreform steigen die Privatstifter auf die Barrikaden, fürchten sie doch weitere Verschlechterungen. Schon jetzt sei die rechtliche Lage unsicher, Geld ein scheues Reh. „Schweiz und Liechtenstein sind gute Nachbarländer“, meint Banker Heinrich Spängler.
„Keiner möchte Österreich verlassen“, stellte Veit Sorger, Präsident des Verbands der Österreichischen Privatstiftungen (VÖP) und früher Chef der Industriellenvereinigung (IV), am Mittwoch bei einer Pressekonferenz klar. Aber wenn man die Wirtschaftsparameter der Schweiz mit jenen Österreichs vergleiche (Franken versus Euro, Staatsschulden), sei klar, welcher Standort besser abschneide. Sein Nachfolger bei der IV, Georg Kapsch, hatte vergangene Woche damit gedroht, seine Stiftung mit Firmenanteilen ins Ausland zu verlagern, sollte das Stiftungsrecht neuerlich verschärft werden.
Konkret wissen die Stifter freilich nicht, welche steuerlichen Belastungen auf sie zukommen könnten. Sie fürchten, dass die Abgabe auf Dividenden erhöht und Vererben teurer werden könnte. Auch könnten Privatstiftungen zu mehr Transparenz gezwungen werden, sprich Privatvermögen offenzulegen.
Alfred Umdasch, Aufsichtsratschef der Umdasch AG, ist „schwer verunsichert“. Er habe seine Stiftung gegründet, um dafür zu sorgen, dass seine Kinder später einmal die Firmenanteile zusammen- halten. 1993 hätten zwei Sozialdemokraten, Bundeskanzler Franz Vranitzky und Finanzminister Ferdinand Lacina, ein Stiftungsgesetz verabschiedet, um Kapital nach Österreich zurückzuholen und Investitionen ins Land zu bringen. „Das hat Österreich eine Spitzenstellung in der EU eingebracht.“Davon sei nicht viel übrig, sind sich die Stifter einig. Laut Heinrich Spängler, Aufsichtsratsvorsitzender des Bankhauses Carl Spängler, das nach Eigenangaben 200 Privatstiftungen betreut, wurden Stiftungen in den vergangenen zwölf Jahren 14 Mal „bestraft“. Laut VÖP sind 80 Mrd. Euro in Stiftungen geparkt, zwei Drittel in Form von Beteiligungen. In diesen Firmen arbeiteten etwa 400.000 Menschen.