Österreicher zahlen immer mehr Lohnsteuer
Entlastung für die Arbeitnehmer könnte es durch die Steuerreform geben.
WIEN. Österreichs Arbeitnehmer werden immer mehr zur Melkkuh des Finanzministers. Trotz Wirtschaftsflaute nehmen die Einnahmen aus der Lohnsteuer weiter ständig zu. Eine aktuelle Statistik des Ministeriums zeigt, dass im Jänner 2015 um 6,8 Prozent mehr Lohnsteuer an den Fiskus abgeführt wurde als im Jänner 2014. Im Gegensatz etwa zur Umsatzsteuer, die unter dem Vorjahresergebnis lag. Generell nahm der Staat im Jänner 2015 mehr Geld ein als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Laut Michael Christl, Mitarbeiter der Denkfabrik Agenda Austria, sind die steigenden Lohnsteuereinnahmen zum einen auf die kalte Progression zurückzuführen: Arbeitnehmer rücken in höhere Steuerstufen auf, wenn sie Lohnzuwächse haben. Zum anderen sprudelten die Lohnsteuern, weil es – trotz Wirtschaftsflaute und steigender Arbeitslosenzahlen – auch mehr Jobs in Österreich gebe. Dass die Wirtschaft nicht so gut laufe, sehe man daran, dass die unternehmensbezogenen Steuern zurückgingen, sagt Christl.
Die steigende Belastung aus der Lohnsteuer macht aber auch deut- lich, dass eine Entlastung der Arbeitnehmer dringend notwendig ist. Dieses Ziel haben sich auch SPÖ und ÖVP bei den Verhandlungen über die Steuerreform gesetzt. Dabei geht es vor allem darum, den Eingangssteuersatz von 36,5 Prozent auf 25 Prozent zu senken. Derzeit ist es in Österreich so, dass jeder Euro, der über dem steuerpflichtigen Jahreseinkommen von 11.000 Euro liegt, mit zumindest 36,5 Prozent Steuern belastet ist.
Eine Entlastung der Lohnsteuerzahler allein reiche aber nicht aus, sagt Christl. In Österreich gebe es immerhin mehr als zwei Millionen Arbeitnehmer, die, weil sie zu we- nig verdienten, keine Lohnsteuer zahlten. Um diese zu entlasten, müssten andere Maßnahmen ergriffen werden, sagt der Experte. Die Agenda Austria schlägt vor, dass dies über eine Reduzierung der Sozialversicherungsbeiträge passiert.
In der Steuerreform-Kommission wird das auch diskutiert. Allerdings soll dies nicht ohne Gegenfinanzierung passieren. So ist im Gespräch, dass die Höchstbeitragsgrundlage in der Sozialversicherung angehoben wird. Oder einfacher ausgedrückt: Wer besser verdient, soll mehr Sozialversicherung zahlen, damit die, die weniger verdienen, weniger zahlen.