Europa verschärft den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit
6,4 Milliarden Euro stehen für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa bereit. Abgeholt wurden im vergangenen Jahr nur 64 Millionen. Die Länder konnten sich selbst die Hilfe nicht leisten – bislang.
BRÜSSEL. Rund fünf Millionen Jugendliche waren im Dezember 2014 in der EU arbeitslos. Der Rückgang der Beschäftigungsquote war bei jungen Menschen in den letzten vier Jahren drei Mal so hoch wie bei Erwachsenen. So sind in Spanien 51,4 Prozent der Jungen ohne Job, in Griechenland sind es 50,6 Prozent. Zwar stehen in Europa 6,4 Milliarden Euro für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit bereit. Bisher wurde das Geld aber kaum abgeholt, weil es sich die betroffenen Länder nicht leisten konnten. Denn wie bei EU-Fonds üblich müssen die nationalen Projekte von den Staaten vorfinanziert werden. Um hier abzuhelfen, will die Kommission nun eine Milliarde Euro für diese Vorfinanzierung zur Verfügung stellen.
BRÜSSEL. Schlange stehen vor dem Arbeitsamt gehört für spanische Jugendliche noch immer zum Alltag. Zumindest für jene, die überhaupt noch auf das Amt kommen. Bei vielen ist die Hoffnung auf einen Job schon der Resignation gewichen. Verständlich, betrachtet man die Arbeitslosenzahlen: 2008 waren laut Eurostat in Spanien bereits 25 Prozent der Jugendlichen ohne Job. Bis 2014 haben sich die Zahlen mehr als verdoppelt auf 54 Prozent. Jeder zweite Spanier unter 25 Jahren steht ohne Arbeit da. Das ist die höchste Rate bei der Jugendarbeitslosigkeit in der gesamten EU.
Wie man die Jugendlichen in Arbeitsverhältnisse bekommt oder ihnen zumindest mit einer weiteren Ausbildung eine Perspektive gibt, dazu gibt es fertige Konzepte. Zur Verfügung stehen „Zweite Chance“Programme für Schulabbrecher, Ausbildungskurse, um Berufszertifikate zu erwerben, Mobilitätsprogramme für eine überregionale Jobsuche oder auch Förderungen für Praktikanten- und Lehrstellen. Allein, bislang hat es all das nur theoretisch gegeben.
Die EU stellt sehr wohl Geld für die Finanzierung genau solcher Maßnahmen zur Verfügung. 3,2 Mrd. Euro im Rahmen der Initiative zur Jugendbeschäftigung, weitere 3,2 Mrd. Euro über die Beiträge, die die Staaten aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) erhalten. Wie bei EU-Fonds üblich müssen die nationalen Projekte aber von den Staaten vorfinanziert werden. Erst im Nachhinein wird das Geld aus dem EUFonds refundiert.
Mit diesem System haben die Staaten aber mehr Schwierigkeiten als erwartet, gestand EU-Kommissarin Marianne Thyssen, zuständig für Beschäftigung und Soziales, am Mittwoch in Brüssel. Die Kommission stellt daher eine Milliarde Euro für die Vorfinanzierung von Projekten zur Verfügung. Das entspricht etwa 30 Prozent des gesamten Topfes, vorgesehen war nur eine Vorfinanzierung von einem Prozent des Geldes. Aber: „Es wurde bereits zu viel Zeit vertan“, mahnte Kommissarin Thyssen. Die Projekte müssten nun endlich in die Umsetzung gehen. Es ginge jetzt um eine Starthilfe für die Mitgliedsstaaten.
Keine Zeit zu verlieren gibt es in einer ganzen Reihe von Ländern. Grundsätzlich können alle Staaten um Geld aus der Initiative für Jugendbeschäftigung ansuchen, in denen es Regionen mit einer Jugendarbeitslosigkeit von über 25 Prozent gibt. Infrage kommen damit gleich 20 der 28 Mitgliedsstaaten. Österreich ist wie Deutschland und Finnland nicht darunter.
Bis zum Ende des vergangenen Jahres hatten alle 20 Länder Projekte eingereicht, die meisten davon sind mittlerweile genehmigt. Gezahlt wurden 2014 aber nur 64 Millionen Euro für die Initiative für Jugendbeschäftigung. Geld floss nach Frankreich und Italien, die als Erste Projekte bei der Kommission eingereicht hatten. Beide Staaten sind auch unter jenen Ländern, die insgesamt am meisten Mittel aus der Initiative beantragt haben. Zuoberst auf dieser Liste steht Spanien mit Projekten im Ausmaß von 943,5 Mill. Euro, gefolgt von Italien (567,5 Mill.), Frankreich (310,2 Mill.), Polen (252,4 Mill.), Großbritannien (206,1 Mill.) und Griechenland (171,5 Mill.). Die Initiative der Kommission zu einer stärkeren Vorfinanzierung dieser Projekte kommt weder überraschend noch zu früh. Rund fünf Millionen Jugendliche waren im Dezember 2014 in der EU arbeitslos. Der Rückgang der Beschäftigungsquote war bei jungen Menschen in den letzten vier Jahren drei Mal so hoch wie bei Erwachsenen. Die meisten Jugendlichen ohne Job gibt es noch immer in Spanien (51,4 Prozent), gefolgt von Griechenland (50,6 Prozent). Gerade jene Länder mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, die Programme am nötigsten und schnellsten brauchen, haben aber das größte Problem mit der Vorfinanzierung. Für sie war die Initiative der Kommission überfällig.