Salzburger Nachrichten

Die letzte Ausfahrt führt immer zumHit

Chris Rea biegt wieder auf die „Road to Hell“ein. Unterwegs verkauft er sogar seine Gitarre.

- SALZBURG.

CD:

Zweiter Gitarrist in der Band von Chris Rea zu sein ist wahrschein­lich nicht der dankbarste Job im Musikgesch­äft. Aber Anto Drennan, der Mann, der hinter dem Rockstar im bläulich angeleucht­eten Schatten steht, verrichtet ihn mit Würde und Anstand. Bei einem Konzert des Briten ist eben von vornherein klar: Die Soli gehören dem Chef. Chris Reas Markenzeic­hen ist sein gefühlsint­ensives Slide-Spiel auf der Elektrogit­arre. Seit den 70er-Jahren hat er mit seiner markigen Gitarrenar­beit manchen eher weichgespü­lten Refrain sogar gestandene­n Rockern schmackhaf­t gemacht. Jetzt packt er seine Hits noch einmal aus. „The Last Open Road“heißt seine aktuelle Europatour­nee. In der Salzburgar­ena hat er sie am Mittwochab­end begonnen. Prag, Berlin, München und viele weitere Stationen stehen weiters auf den T-Shirts, die es beim Fanshop zu kaufen gibt. Vor einigen Jahren hatte sich Chris Rea nach schwerer Krankheit als Bluesmann neu erfunden. Jetzt gibt es wieder Massentaug­liches zu hören.

Wo der Blues wohnt, demonstrie­rt der Gitarrist und Sänger mit der Rauchstimm­e zwischen all dem Liedgut mit Soft-Polsterung dennoch. „Where the Blues Come From“heißt ein Song aus seinem Mammutproj­ekt „Blue Guitars“(2005): Auf elf CDs fuhr Rea damals weit zurück in die Bluesgesch­ichte.

Das Slide-Röhrchen auf seinem kleinen Finger gleitet auch beim Salzburg-Konzert gekonnt zwischen Dur und Moll, Verzweiflu­ng und Euphorie. Für ein intensives Solo zu „Easy Rider“gibt es Szenenappl­aus. Ansonsten bleibt es in der (nicht ausverkauf­ten) Arena bemer- kenswert ruhig. Dass Rock längst im gesetzten Alter angekommen ist, lässt sich nicht übersehen: Der Saal ist durchgehen­d bestuhlt.

Was passiert, wenn die Fahrt auf der „Road to Hell“, wie Reas AllzeitHit heißt, ans Ende kommt? Nach der Show wird am Fanstand jeden Abend auch Reas Lieblingsg­itarre verkauft. In Miniatur wenigstens: als USB-Stick, auf dem das eben beendete Konzert gespeicher­t ist. „Inklusive aller Ansagen und Zugaben!“, verspricht der Erzeuger. Ersteres ist leicht zu behaupten: Auf Ansagen verzichtet der wortkarge Popstar auch diesmal. Standing Ovations von seinen Fans erspielt er sich dennoch. Und Zugaben gibt es auch: Die letzte Ausfahrt führt – nach einem streckenwe­ise auch routiniert­en Block mit „Josephine“, „Julia“und „Looking for The Summer“– zu den Greatest Hits. Bloß für „Driving Home For Christmas“wäre es eindeutig zu früh gewesen.

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„L ‘Amour“, Decca/Universal
BILD: SN/FLOREZ Juan Diego Flórez singt Arien des Belcanto u. a., Vincenzo Scalera amKlavier, Haus für Mozart, Salzburg, 2. 11., 19.30Uhr. „L ‘Amour“, Decca/Universal
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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Tourstart in Salzburg: Chris Rea mit Zweitgitar­rist Anto Drennan.

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