In vielen Fliegern stinkt es nach „alten Socken“
Im Internet klagen Hunderte Passagiere über „bestialischen Gestank“in Flugzeugen. 2010 fielen zwei Piloten deshalb beinahe in Ohnmacht.
WIEN, FRANKFURT. Vor einer Woche hatte die Salzburger Delegation rund um Landeshauptmann Wilfried Haslauer während ihres Lufthansa-Fluges LH 713 von Seoul nach Frankfurt plötzlich diesen unerklärlichen „Selchfleischgestank“in der Nase. Wie sich herausstellt, ist das kein Einzelfall. Im Internet stößt man auf Tausende Erfahrungsberichte von Passagieren, die schon einmal einen „bestialischen Geruch“in der Flugzeugkabine wahrgenommen hatten. Die meisten beschreiben einen Gestank, der an „alte Socken“oder „nasse Hunde“erinnere.
Bei der Unabhängigen Flugbegleitergewerkschaft (UFO) in Deutschland weiß man auch, wieso: „So riecht Trikresylphosphat, das in der Luft enthalten sein kann, die in die Kabine geblasen wird. Die Luft kommt direkt vom Triebwerk. Wenn dort die Dichtungen alt oder undicht sind, können Partikel des Öls, mit dem das Flugzeug angetrieben wird, in die Atemluft gelangen“, sagt Martin Sehnem, der bei UFO für das Thema „kontaminierte Kabinenluft“zuständig ist und sich seit mittlerweile zwölf Jahren damit beschäftigt.
Seit den 195oer-Jahren stinke es regelmäßig in allen Flugzeugtypen auf der ganzen Welt, da man seit damals Flugzeuge nicht mehr mit Kompressionspumpen belüfte. Deshalb sind laut Sehnem auch alle Fluglinien betroffen. Einzig die Boeing 787 und einige neuere Maschinen von Airbus hätten neuere Belüftungen. Sehnem tritt deshalb seit zwölf Jahren für eine Umstellung der Belüftungssysteme ein – bisher ohne Erfolg. Dabei unterstützen ihn in Deutschland sogar linke Parlamentsabgeordnete.
Es ist höchst umstritten, wie gefährlich Trikresylphosphat-Dämpfe für Passagiere und das Flugpersonal sind. Sehnem sagt selbst, dass lediglich zehn Prozent aller Passagiere und Flugbegleiter über gravierende Beeinträchtigungen klagen würden. „Bei manchem Menschen kann das zu Kopfschmerzen und Schwindel führen, in schweren Fällen auch zu Sehstörungen und zu leichtenMuskelverkrampfungen“, bestätigt der Umweltmediziner Hanns Moshammer vomAKHWien.
In der Vergangenheit mussten immer wieder Flugzeuge wegen giftigerDämpfe zwischenlanden. 2010 waren zwei Piloten einer Germanwings-Maschine dadurch beinahe ohnmächtig geworden. Seit dem Vorjahr können sich Crewmitglieder auf demWiener Flughafen nach einem vermuteten Vorfall gesundheitlich testen lassen. „Andere Flughäfen werden folgen“, sagt Siegfried Lenz von der Vereinigung der österreichischen Piloten.