In kalten Betten paradiesisch schlafen
Sie werden mehr, diese schönen, großen Tafeln. Sie versprechen geradezu paradiesische Zustände. Dank neuer Chalets und Hoteldörfer.
Ein bisserl Goldrausch muss erlaubt sein. Oder? Das Schürfen nach Gold funktioniert freilich nicht mehr wie früher am Yukon River. Oder wie ehedem im Rauriser und Gasteiner Tal. Dort wurden allein im Jahr 1557 stolze 830 Kilogramm Gold und 2723 Kilogramm Silber ans Tageslicht geholt. Heutzutage suchen keine bärtigen Glücksritter mehr nach den Nuggets. Das machen längst gestylte Manager in Anzug und mit Krawatte. Sie haben es derzeit recht eilig. Auf ihren Reisen durch Salzburg hinterlassen sie querfeldein Spuren in Form von Hinweistafeln. Auf denen wird der baldige Bau neuer Chalets angekündigt. Oder neuer Hoteldörfer, die aus der Landschaft wuchern. In sonniger Lage versteht sich. Aber manche Menschen entsorgen ihr Geld auch an der Schattseite, in sogenannten Hotelappartements. Selbst wenn sie an die Hauptstraße angrenzen, die parallel zur Eisenbahntrasse verläuft. Paradiesisch?
Ja, das wird es wohl sein. Für Immobilienmakler. Die Adressaten der schönen Werbebotschaften sind eher nicht heimi- sche Familien, sondern Betuchte aus der europäischen Nachbarschaft. Manche Gemeinden in Salzburg erreichen in einzelnen Ortsteilen heute schon einen Anteil von gut 80 Prozent Zweitwohnsitzen. Aber genug ist nicht genug. Weil ein bisserl was geht immer noch. Selbst wenn es in diesen touristischen Geistersiedlungen kaum soziale Strukturen gibt und die lokale Hotellerie leidet. Stets durch wasserdichte Verträge ermöglicht, ist Schlafen in kalten Betten groß in Mode. Und es scheint erst der Anfang zu sein.