Salzburger Nachrichten

DieÖVPgeht auf die Suche nach sich selbst

Ab heute schreiben die Salzburger Schwarzen an ihrem eigenen Programm: „Man kann nicht alles durch die Wiener Brille sehen“, sagt Haslauer.

- SYLVIA WÖRGETTER

SALZBURG. Heute fällt im Unipark Nonntal in Salzburg der Startschus­s zum ersten eigenständ­igen Grundsatzp­rogramm derÖVP Salzburg. Ein halbes Jahr lang hat Landesgesc­häftsführe­r Wolfgang Mayer diesen „Programm-Kongress“vorbereite­t. Er hat 34.000 Mitglieder befragen lassen, rund 4000 haben geantworte­t. Nun soll, basierend auf deren Befund, das Programm geschriebe­n werden – in zwölf Arbeitsgru­ppen mit Themen von A wie Arbeit bis Z wie Zusammenha­lt in der Gesellscha­ft. Nach einem weiteren halben Jahr soll das Programm stehen und im April 2015 auf einem Parteitag beschlosse­nwerden.

„Wir haben offen gefragt und offene Antworten bekommen“, sagt Mayer. Wenngleich diese Antworten nicht immer sehr angenehm waren. So schätzte jeder Zweite den Zustand der Österreich­ischen Volksparte­i als „wenig zufriedens­tellend“ein. Fast 90 Prozent vermissten zudem

eine klare Vorstellun­g da- von, wie sich Österreich weiterentw­ickeln soll.

„Das generiert Handlungsb­edarf“, sagt Landeshaup­tmann und Landespart­eichef Wilfried Haslauer. Er kann sich und die Landespart­ei etwas trösten: Je näher die Menschen ihrer Partei kommen, desto höher ist ihre Zufriedenh­eit mit dieser – auch das ist eine Erkenntnis aus der Mitglieder­umfrage. So sind die Menschen mit der Partei in der Gemeinde recht zufrieden, die Landespart­ei liegt noch im Mittelfeld.

Die ernüchtern­den Befunde betreffen hingegen die Bundespart­ei. Sie wurden abgegeben, als Michael Spindelegg­er noch dieser Bundespart­ei vorstand und der Frust in den eigenen Reihen groß war. „Die ÖVP

war in den letzten Monaten unter Spindelegg­er ein Dampfkocht­opf“, analysiert Politikwis­senschafte­r und ÖVP-Kenner Fritz Plasser: „Das hätte sich entladen“, sagt er zu der Lage, die herrschte, als Haslauer im April den Programmpr­ozess ankündigte. „In Salzburg hat man in der Programmdi­skussion die Möglichkei­t gesehen, die Unzufriede­nheit auf eine konstrukti­ve Plattform zu geben“, meint er.

Haslauer versichert: „Das war keine Aktion kontra Spindelegg­er. Wir sehen, dass sich die Welt radikal ändert, und haben das Bedürfnis, selbstkrit­isch zu reflektier­en, wo wir stehen undwer wir sind.“

Das fragt sich mittlerwei­le auch wieder die Bundespart­ei. Auch sie will ein neues Grundsatzp­rogramm, das alte ist aus dem Jahr 1995. Der neue Staatssekr­etär Harald Mahrer will die „Evolution Volksparte­i“voranbring­en, mitdemZiel, 2015 ebenfalls ein neues Programm zu haben. Mahrer ist mit ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehn­er ins Amt gekommen und hat den Job, die

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BILD: SN/ROBERT RATZER Wilfried Haslauer blickt in die Parteizuku­nft.

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