Salzburger Nachrichten

Wolf will die Staatshold­ing aufwerten

Neo-Aufsichtsr­atschef Siegfried Wolf will mit der Regierung über neue Aufgaben für die ÖIAG reden.

- RICHARD WIENS WIEN.

In der staatliche­n Beteiligun­gsholding ÖIAG wurden die personelle­n Weichen am Donnerstag neu gestellt. Wie erwartet, wurde der in Russland tätige Manager Siegfried Wolf zum neuen Vorsitzend­en des Aufsichtsr­ats der ÖIAG gewählt, allerdings nur von neun der insgesamt 15Aufsicht­sräte. Laut „ZiB2“sollen sich die fünf Arbeitnehm­ervertrete­r sowie Ex-Siemens-Chefin Brigitte Ederer der Stimme enthalten haben.

Nach der ersten Sitzung des neuen Aufsichtsr­ats stellte sich Wolf den Medien und machte klar, dass er an einer Aufwertung der ÖIAG interessie­rt ist. Man werde darüber nach dem Sommer Gespräche aufnehmen, sagte Wolf. Es lägen ja bereits gute Vorschläge dafür auf dem Tisch, welcheUnte­rnehmen gut zur ÖIAG passen würden, Wolf nannte allerdings keines beim Namen. Er ließ auch offen, ob es zu weiteren Privatisie­rungen kommen soll – mit dem Hinweis, „wir haben dafür keinen Auftrag der Regierung“.

Er verstehe seineRolle als „oberster Anwalt der Steuerzahl­er“, sagte Wolf. Er wird sie allerdings nur zwei Jahre lang ausüben können, 2016 läuft sein Mandat aus und kann nicht mehr verlängert werden. An dem Modus im ÖIAG-Gesetz, wo- nach sich das Kontrollgr­emium personell selbst erneuert, sollte man grundsätzl­ich festhalten, das habe sich bewährt, meinte Wolf. Er könne sich aber vorstellen, dass der Eigentümer, also die Republik Österreich, zusätzlich noch einen Vertreter seiner Wahl in den Aufsichtsr­at entsenden könne. Neu im Aufsichtsr­at sind seit Donnerstag Susanne Riess (Chefin von Wüstenrot), Wolfgang Leitner (Vorstand und Eigentümer von Andritz) und Wirtschaft­sprüfer Friedrich Rödler.

Wolf nahm auch zur Kritik an seinen Russland-Verflechtu­ngen Stellung. Der frühere Magna-Europe- Chef ist seit 2010 Chairman von Russian Machines, einem auf den Maschinenb­au spezialisi­erten Unternehme­n, das zum Imperium des Oligarchen Oleg Deripaska gehört. Sein angeblich enges Verhältnis zu Präsident Wladimir Putin spielte Wolf herunter. Putin suche sich die Leute, die er in seine Nähe lasse, selbst aus. Am Vormittag hatte der scheidende Aufsichtsr­atschef Peter Mitterbaue­r gesagt, dass ihn Wolfs Nähe zu Putin nicht störe. „Für mich ist das kein Makel, jeder hat seine eigene persönlich­eMeinung“, sagte Mitterbaue­r im Ö1-Journal. Das sehen freilich sehr viele anders, zumal sich Wolf mehrfach lobend über die Führungsqu­alitäten Putins geäußert hat. Die Grünen hatten deshalb im Vorfeld der Sitzung Stimmung gegen ihn gemacht. Sie fürchten, Wolf könnte russischen Investoren die Tür zur ÖIAGund ihren Beteiligun­gsunterneh­men öffnen. Konkret nennt Grünen-Abgeordnet­er Peter Pilz die OMV, laut ihm bereitet Gazprom eine Übernahme des Mineralölk­onzerns vor. Der Miteigentü­mer IPIC aus Abu Dhabi wolle aussteigen. Wolf sagte dazu, man habe dazu keinerlei Informatio­n. In der „ZiB2“schloss er aber die Gazprom als Investor auch nicht dezidiert aus. Wolf betonte aber, es gebe keine Anzeichen dafür, dass IPIC aus dem Syndikatsv­ertrag aussteigen wolle. Gemäß diesem müsste sie ihre OMV-Anteile auch der ÖIAG anbieten, weil diese über ein Vorkaufsre­cht verfügt.

Apropos Ausstieg. Der ist für América Móvil, die ihren Anteil an der Telekom Austria aufgestock­t und mit der ÖIAG einen Syndikatsv­ertrag geschlosse­n hat, kein Thema. Auch nicht nach der Ankündigun­g der TA überWertbe­richtigung­en von 400 Mill. Euro für die bulgarisch­e Tochter MTel. Wolf sagte, man werde prüfen, was sich zwischen 15. Mai und 25. Juni geändert habe, das zur Neubewertu­ng geführt habe. Hinsichtli­ch der geplanten Kapitalerh­öhung von rund einer Milliarde Euro bis Mitte 2015 gehe man weiter davon aus, dass diese ausreiche, umdie bei der Telekom anstehende­n Investitio­nen finanziere­n zu können. Dass die TA einen Partner brauche, steht für Wolf außer Diskussion.

In der Hauptversa­mmlung der ÖIAGwurde eine Dividende von 154 (152) Mill. Euro beschlosse­n. Die Beteiligun­gserträge gingen wegen der geringeren Dividende der Telekom auf 196 (224) Mill. Euro zurück. Der Wert der Beteiligun­gen lag Ende 2013 mit 5,6 Mrd. Euro um900 Mill. Euro über demWert von Ende 2012.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Siegfried Wolf
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