Wolf will die Staatsholding aufwerten
Neo-Aufsichtsratschef Siegfried Wolf will mit der Regierung über neue Aufgaben für die ÖIAG reden.
In der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG wurden die personellen Weichen am Donnerstag neu gestellt. Wie erwartet, wurde der in Russland tätige Manager Siegfried Wolf zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats der ÖIAG gewählt, allerdings nur von neun der insgesamt 15Aufsichtsräte. Laut „ZiB2“sollen sich die fünf Arbeitnehmervertreter sowie Ex-Siemens-Chefin Brigitte Ederer der Stimme enthalten haben.
Nach der ersten Sitzung des neuen Aufsichtsrats stellte sich Wolf den Medien und machte klar, dass er an einer Aufwertung der ÖIAG interessiert ist. Man werde darüber nach dem Sommer Gespräche aufnehmen, sagte Wolf. Es lägen ja bereits gute Vorschläge dafür auf dem Tisch, welcheUnternehmen gut zur ÖIAG passen würden, Wolf nannte allerdings keines beim Namen. Er ließ auch offen, ob es zu weiteren Privatisierungen kommen soll – mit dem Hinweis, „wir haben dafür keinen Auftrag der Regierung“.
Er verstehe seineRolle als „oberster Anwalt der Steuerzahler“, sagte Wolf. Er wird sie allerdings nur zwei Jahre lang ausüben können, 2016 läuft sein Mandat aus und kann nicht mehr verlängert werden. An dem Modus im ÖIAG-Gesetz, wo- nach sich das Kontrollgremium personell selbst erneuert, sollte man grundsätzlich festhalten, das habe sich bewährt, meinte Wolf. Er könne sich aber vorstellen, dass der Eigentümer, also die Republik Österreich, zusätzlich noch einen Vertreter seiner Wahl in den Aufsichtsrat entsenden könne. Neu im Aufsichtsrat sind seit Donnerstag Susanne Riess (Chefin von Wüstenrot), Wolfgang Leitner (Vorstand und Eigentümer von Andritz) und Wirtschaftsprüfer Friedrich Rödler.
Wolf nahm auch zur Kritik an seinen Russland-Verflechtungen Stellung. Der frühere Magna-Europe- Chef ist seit 2010 Chairman von Russian Machines, einem auf den Maschinenbau spezialisierten Unternehmen, das zum Imperium des Oligarchen Oleg Deripaska gehört. Sein angeblich enges Verhältnis zu Präsident Wladimir Putin spielte Wolf herunter. Putin suche sich die Leute, die er in seine Nähe lasse, selbst aus. Am Vormittag hatte der scheidende Aufsichtsratschef Peter Mitterbauer gesagt, dass ihn Wolfs Nähe zu Putin nicht störe. „Für mich ist das kein Makel, jeder hat seine eigene persönlicheMeinung“, sagte Mitterbauer im Ö1-Journal. Das sehen freilich sehr viele anders, zumal sich Wolf mehrfach lobend über die Führungsqualitäten Putins geäußert hat. Die Grünen hatten deshalb im Vorfeld der Sitzung Stimmung gegen ihn gemacht. Sie fürchten, Wolf könnte russischen Investoren die Tür zur ÖIAGund ihren Beteiligungsunternehmen öffnen. Konkret nennt Grünen-Abgeordneter Peter Pilz die OMV, laut ihm bereitet Gazprom eine Übernahme des Mineralölkonzerns vor. Der Miteigentümer IPIC aus Abu Dhabi wolle aussteigen. Wolf sagte dazu, man habe dazu keinerlei Information. In der „ZiB2“schloss er aber die Gazprom als Investor auch nicht dezidiert aus. Wolf betonte aber, es gebe keine Anzeichen dafür, dass IPIC aus dem Syndikatsvertrag aussteigen wolle. Gemäß diesem müsste sie ihre OMV-Anteile auch der ÖIAG anbieten, weil diese über ein Vorkaufsrecht verfügt.
Apropos Ausstieg. Der ist für América Móvil, die ihren Anteil an der Telekom Austria aufgestockt und mit der ÖIAG einen Syndikatsvertrag geschlossen hat, kein Thema. Auch nicht nach der Ankündigung der TA überWertberichtigungen von 400 Mill. Euro für die bulgarische Tochter MTel. Wolf sagte, man werde prüfen, was sich zwischen 15. Mai und 25. Juni geändert habe, das zur Neubewertung geführt habe. Hinsichtlich der geplanten Kapitalerhöhung von rund einer Milliarde Euro bis Mitte 2015 gehe man weiter davon aus, dass diese ausreiche, umdie bei der Telekom anstehenden Investitionen finanzieren zu können. Dass die TA einen Partner brauche, steht für Wolf außer Diskussion.
In der Hauptversammlung der ÖIAGwurde eine Dividende von 154 (152) Mill. Euro beschlossen. Die Beteiligungserträge gingen wegen der geringeren Dividende der Telekom auf 196 (224) Mill. Euro zurück. Der Wert der Beteiligungen lag Ende 2013 mit 5,6 Mrd. Euro um900 Mill. Euro über demWert von Ende 2012.