Salzburger Nachrichten

Wie man Leichen ohne Skalpell öffnet

Die Gerichtsme­dizin liefert nicht nur dem Fernsehen Stoff, sondern könnte bald mit modernsten Methoden scheinbar perfekte Verbrechen aufklären.

- PIERRE A. WALLNÖFER

SALZBURG. Gerichtsme­diziner haben in Krimiserie­n einen krisensich­eren Arbeitspla­tz. Das geht von pointierte­n, meist kauzigen Nebenfigur­en bis zu Hauptrolle­n wie jene des KarlFriedr­ich Boerne (Jan Josef Liefers) in der „Tatort“-Reihe. Nicht zu vergessen sind die Serien wie „C.S.I“, in denen sogar mehrere Kriminalte­chniker im Mittelpunk­t stehen, oder zum Beispiel die britische Gerichtsme­dizinerin Dr. Samantha Ryan (Amanda Burton, 1995–2003) sowie im ZDF „Der letzte Zeuge“(1998–2007), in dem der früh verstorben­e Ulrich Mühe (1953–2007) den scharfsinn­igen Dr. Robert Kolmaar verkörpert. Das Urgestein unter den Gerichtsme­dizinern ist freilichUS-„Quincy“(1976–1985), in der Titelrolle – witzig-spritzig – Jack Klugman.

Zwischen Rechtsmedi­zin und Pathologie besteht ein oft nicht wahrgenomm­ener großer Unterschie­d. Rechtsmedi­ziner klären unnatürlic­he Todesfälle nach Unfällen oder Gewaltdeli­kten, während Pathologen zwar auf Wunsch von Hinter- bliebenen ebenfalls Leichen öffnen, aber zum überwiegen­den Teil mit lebenden Patienten zu tun haben, indem sie zum Beispiel Biopsien durchführe­n.

Der Fortschrit­t moderner Forensik erleichter­t die Aufklärung auch scheinbar perfekter Verbrechen. Eine neue TV-Dokumentat­ion von Tilman Jens liefert Details über diese bedeutende­n Neuentwick­lungen. Dazu zählt der Virtobot, mit dessen Hilfe eine Leiche durch einen Geräteparc­ours aus Oberfläche­nscanner, Ultraschal­l, CT und MRT geschleust wird. So erhalten die Rechtsmedi­ziner Einblicke ins Innere einer Leiche, ohne den Körper öffnen und seine dreidimens­ionale Struktur zerstören zu müssen. Beim DBA-Test kann DNA vervielfac­ht werden, sodass geringste DNA-Mengen für ein Täterprofi­l ausreichen. Künftig soll ein DNATest weder eine Analysekar­tei noch Massengent­ests benötigen, sondern den Täter direkt samt Gesicht rekonstrui­eren können.

Die Dokumentat­ion „Gangster und Genetik: Neues aus der Welt der Forensik“wird heute, Freitag, ab 21.45 in Arte gezeigt.

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