Salzburger Nachrichten

Wer schweigt, geht unter

- CHRISTIAN RESCH

Es kann sein, dass Lehens Zentrum niemals das große Schmuckstü­ck dieser Stadt sein wird. Vielleicht ist der Plan, die Ignaz-HarrerStra­ße in einem Tunnel zu führen, wirklich nicht umsetzbar. Möglicherw­eise kämpfen all die Streiter für ein „lebenswert­es Lehen“tatsächlic­h einen Kampf gegenWindm­ühlen.

Es muss aber nicht so kommen. Denn die Bewohner aller nördlichen Stadtteile haben einen unschlagba­ren Trumpf in der Tasche: Sie sind sehr, sehr viele. Sie stellen die Mehrheit der Bürger dieser Stadt – viele Zehntausen­dMenschen, welche selbst die Landespoli­tik auf Dauer nicht ignorieren kann.

Dennoch hörte den Zusammenge­drängten, den Verkehrsbe­lasteten, den Zubetonier­ten jahrelang niemand zu. Der Grund: Dort leben viele Arbeiter, Pensionist­en, Migranten, kleine Geschäfts- leute. Und die haben einfach nicht laut genug geschrien.

In den „privilegie­rten“Stadtteile­n im Süden, oft auch in manchen Landgemein­den, reichten schon viel weniger Verkehr, ein unliebsame­r Neubau oder ein umgeschnit­tener Baum, um eine umtriebige Bürgerinit­iative auf den Plan zu rufen. Die kämpfte dann verbissen um ihr Anliegen – und meistens gab die Politik nach.

Jetzt entdecken die Menschen aus Lehen, Liefering und dem Bahnhofsvi­ertel, dass man seine Lage nicht hinnehmen muss. Dass man aufstehen und sich wehren kann. Mit Blockaden, Unterschri­ften, bösen Briefen und nicht zuletzt mit seiner Stimme bei der Gemeindera­tswahl am 9. März.

Viele „Aufreger“, über die in Salzburg diskutiert wird, sind im Kern Luxusprobl­eme. Doch für die Menschen in den Sozialwohn­ungen an den Hauptstraß­en, zwischenWe­ttbüro und Kebabstand, geht es um ihre Lebensqual­ität und ihre Gesundheit. Also dürfen, ja müssen sie für ihr Recht kämpfen. E-Mail: christian.resch@salzburg.com

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