Ressourcenknappheit ist auch Chance
Prognosen. Sowohl der drohende Mangel an stofflichen Ressourcen als auch jener von qualifiziertem Personal stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen: Das könnte aber auch zur großen Chance werden.
SALZBURG (SN). Das Thema knapper werdender Ressourcen steht bei vielen Unternehmen inzwischen ganz oben auf der Agenda der wichtigsten Herausforderungen. Denn gerade im stofflichen Bereich haben sich in den vergangenen Jahren viele Umwälzungen ergeben. Denn es gilt nicht nur die Frage der Verfügbarkeit zu klären, sondern auch mit den preislichen Entwicklungen fertig zu werden.
„Heute ist der Faktor Lohnstückkosten weitaus weniger wichtig als in den früheren Jahren“, sagt Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV): „Durch das ständige Optimieren über Jahrzehnte hinweg ist die Arbeitskräftetangente nicht mehr die wichtigste.“In der österreichischen Industrie liegt der Lohnkostenanteil im Durchschnitt bei 20 Prozent. Viel wichtiger werden dagegen die Materialstückkosten, die inzwischen den Durchschnittswert von 48 Prozent erreicht haben. Laut Helmenstein haben sich manche Rohstoffpreise in den Jahren zwischen 2001 und 2005 um mehr als 1000 Prozent erhöht. Die Unternehmen müssten darauf mit neuen und innovativen Strategien reagieren.
Dass dies auch passiert, bestätigt Manfred Stadlbauer von der Techmeter GmbH. Er beschäftigt sich mit dem Thema Erfindung/Patente und sieht hier Österreich und speziell Salzburg weit vorn. Patente und Innovationen können wesentlich zur Ressourcenschonung beitragen und damit auch Arbeitsplätze schaffen, etwa die oft zitierten „Green Jobs“. Um aber die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, ist es notwendig, neue Patente durch intelligente Vernetzung der „Erfinder“zu ermöglichen. Salzburg liegt dabei mit einer „Erfinderdichte“von 0,53 Erfindern pro 100 Einwohnern im österreichischen Durchschnitt, Tendenz steigend. Stadlbauer ortet für den Standort Salzburg einige Regionen, mit denen bereits eine gute Vernetzung hergestellt wurde. Dabei steht Oberösterreich an erster Stelle, gefolgt von Oberbayern, der Steiermark undWien. Inhaltlich ist Salzburg derzeit Vorreiter vor allem in den Bereichen Wasser/Abwasser/Recycling bzw. im Bereich Leichtbau. Der Experte empfiehlt, die schon bestehenden Netzwerke weiter auszubauen und gerade in den angesprochenen Themenbereichen neue Verbindungen einzugehen. „Es herrscht Aufholbedarf bei der Vernetzung für Ressourcentechnologie mit den schon bekannten Regionen.“Gerade beim Thema Leichtbau stehen dabei Composite- oder Schichtkörper-Technologien im Mittelpunkt „Deutschland hat in diesem Bereich eine hohe ,Erfinderdichte‘, eine verstärkte Vernetzung würde sich hier anbieten. Wobei festzustellen ist, dass Salzburg hier zu den 20 führenden Regio-
Ursula Bornemann,
nen in Europa zählt.“IV-Experte Helmenstein verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Zusammenführung von Fachgebieten, die einander ergänzen: „Leichtbau und Elektromobilität sind aufeinander angewiesen.“Er empfiehlt daher den involvierten Firmen, sich weniger um ihre Schwächen zu kümmern, sondern sich voll auf die eigenen Stärken zu konzentrieren.
Damit die neueste Technologie und das Know-how auch in Zukunft vorhanden sind, sind entsprechend ausgebildete Mit- Formale Bildung wird immer mehr durch informelle Bildung ersetzt. Künftig spielt es weniger eine Rolle, woman Wissen erworben hat, sondern welches Wissen. arbeiter vonnöten. Beraterin Ursula Bornemann ist gerade dabei, diese künftigen Lern- und Bildungsfelder zu analysieren (siehe Kasten). „New Skills“der Mitarbeiter sind dabei ein Schlüsselfaktor. Bornemann: „Siemens macht zum Beispiel 50 Prozent des Umsatzes mit Produkten, die es vor drei Jahren noch gar nicht gab.“Nach ihrer Erfahrung basieren 70 bis 80 Prozent des Wachstums auf verbessertem Wissen. „Dabei haben wir festgestellt, dass formelle Bildung immer mehr durch informelle Bildung ersetzt wird.“
Das bedeutet konkret, dass es künftig nicht mehr so eine große Rolle spielt, wo man sein Wissen erworben hat, etwa auf der Universität, sondern was man gelernt hat. Und diese vielen Wissenskomponenten der Mitarbeiter werden oft genug durch neue Technologien (Internet) oder in den Betrieben vermittelt. „Unternehmer müssen sich auch die Frage stellen: Was passiert, wenn ich etwas nicht weiß?“