Gericht prüft Freispruch nach tödlichem Sexspiel
Mord. Us-studentin Amanda Knox war 2011 in zweiter Instanz vom Vorwurf freigesprochen worden, eine Kommilitonin in Perugia getötet zu haben. Heute, Dienstag, will Italiens Höchstgericht entscheiden.
ROM (SN, APA). Der ebenso grauenhafte wie spektakuläre Mord an der britischen StudentinMeredith Kercher in Perugia beschäftigte gestern, Montag, das römische Kassationsgericht – die dritte und letzte Instanz im italienischen Strafsystem.
Die Höchstrichter überprüften dabei den Rekurs der Staatsanwaltschaft Perugia gegen den Freispruch für die beiden Hauptangeklagten, Amanda Knox und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito. Knox wird seit Jahren von Medien wegen ihres Aussehens als „Engel mit den Eisaugen“bezeichnet. Mit einem Urteil darf heute, Dienstag, zu rechnen sein.
Die Familie des Opfers und die Staatsanwälte hatten Berufung gegen den im Jahr 2011 gefällten Freispruch für die damalige USAustauschstudentin Knox und ihren Ex-Freund eingelegt. Kercher, eine Kommilitonin von Knox, war Anfang November 2007 in der Universitätsstadt Perugia offensichtlich bei Sexspielen umgebracht worden.
Entartetes Sexspiel
Das Urteil enthalte schwere logische und juristische Fehler, begründete die Staatsanwaltschaft von Perugia ihren Gang in die Berufung. Knox und Sollecito waren in zweiter Instanz vom Vorwurf freigesprochen worden, Kercher getötet zu haben. Ein Erstgericht hatte sie zuvor noch schuldig gesprochen und zu 26 bzw. 25 Jahren Haft verurteilt.
Laut den Richtern in der zweiten Instanz sind jedoch die Beweise, die zum ursprünglichen Mordurteil geführt hatten, nicht stichhaltig gewesen: So habe eine Mordwaffe gefehlt, weiters habe es mangelhafte DNA-Beweise ge-
von vielen Medienvertretern als der „Engel mit den Eisaugen“bezeichnet. geben, zudem einen nicht genau festgelegten Tatzeitpunkt sowie Zweifel, dass Knox und ihr ExFreund überhaupt zur Tatzeit am Tatort gewesen seien.
Knox und Sollecito hatten wiederholt ihre Unschuld. beteuert. Die inzwischen 25-jährige Knox ist mittlerweile in ihre Heimat Seattle zurückgekehrt. Das zweite Berufungsverfahren war bereits unmittelbar nach ihrem Freispruch beantragt worden.
Bei der Gerichtsverhandlung vor dem Kassationsgericht gestern, Montag, war Francesco Sollecito, der Vater des Ex-Freundes der jungen Amerikanerin, anwesend. Knox selbst wurde von ih- ren Rechtsanwälten vertreten.
Brisant: Der junge Afrikaner Rudy Hermann Guede – er stammt aus dem Staat der Elfenbeinküste – befindet sich hingegen weiterhin hinter Gittern. Guede, der als Adoptivsohn eines italienischen Paares seit seinem sechsten Lebensjahr in Perugia gelebt hatte, war 2008 nach einem Schnellverfahren zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Nach seiner Berufung wurde das Strafmaß auf 16 Jahre reduziert. Die Richter urteilten damals, dass Guede mit Komplizen die junge Britin Meredith Kercher damals bei einem entarteten Sexspiel mit DutzendenMesserstichen getötet habe.