„Wir alle haben blaues Blut“
Potenz. Kaiser Maximilian I. gilt als letzter Ritter und Schürzenjäger: Er soll zumindest 72 Kinder gezeugt haben. Auch Kaiser Franz Joseph tat sein Bestes. „Rechnerisch gesehen sind wir alle mit ihnen etwas verwandt“, sagt die Habsburg-kennerin Sigrid-ma
SALZBURG (SN). Das faszinierende und auch tragische Liebesleben der Habsburger kann viele Bücher füllen. Sigrid-Maria Größing aus Großgmain bei Salzburg, Germanistin, Historikerin und Autorin, hat bereits 20 über die Habsburger verfasst. Buchtitel wie „Amor im Hause Habsburg“sind sogar ins Japanische übersetzt worden.
„Die zahlreichen außerehelichen Beziehungen von KaiserMaximilian I. sind Legende“, sagt sie. Derzeit würden sie die Nachkommen von Kaiser Franz Joseph interessieren. Der Anlass: Es hätten sich in jüngster Zeit Menschen bei ihr gemeldet, die behaupteten, Nachfahren des Kaisers zu sein. „Wie eine Krankenschwester im Salzburger LKH auf der Orthopädie. Die Frau hat mir gar eine Uhr mit den Insignien Franz Josephs gezeigt, die er ihrer Ururgroßmutter in Dankbarkeit geschenkt haben soll.“Weiters gebe es Nachkommen aus einer Liaison des Kaisers mit einer Theresia Pointinger, Tochter eines Gutsbesitzers in Mondsee. Vier Kinder sollen aus diesem Verhältnis entsprungen sein. Ein weiterer Nachkomme, der heute 52-jährige Pilot Hubert Pointinger, beschrieb in seinem Buch „Die Salzprinzessin“hautnah die Liebschaft seiner Vorfahrin mit dem Kaiser. Dann meldete sich ein Mühlviertler aus Kefermarkt, der behauptet, beweisen zu können, von den Habsburgern abzustammen. Dazu gesellt sich nun auch ein Salzburger Genetiker, der ebenso blaues Habs- burger-Blut in seinen Adern spürt. „Ich versuche, möglichst viele Menschen aufzuspüren, die glauben und belegen können, dass auch sie außereheliche Nachfahren von Kaiser Franz Joseph sein könnten. Dabei wäre es auch möglich, Gewissheit mithilfe von DNA-Tests zu bekommen“, sagt Größing. Sie willmit diesen Habsburg-Ablegern Interviews führen und so die Familiengeschichten der Habsburger in Buchform erweitern.
Kaiser Franz Joseph soll vor allem während seiner Jagdausflüge im Salzkammergut überaus umtriebig gewesen sein. Seiner damals jungen Frau Sisi will SigridMaria Größing keine Schuld geben: „Sisi war egozentrisch, keine einfache Frau und oft monatelang weg“, sagt sie. Franz Joseph sei halt ein leidenschaftlicher, normaler Mann gewesen und ruft das Beispiel Anna Nahowski in Erinnerung. Die Wienerin habe sich mit 14 Jahren mit dem damals 40jährigen Franz Joseph eingelassen – gebar Kinder und ließ sich überaus fürstlich belohnen.
Wie großzügig der Kaiser gegenüber seinen Geliebten war, zeigt auch das Beispiel Katharina Schratt, wie Größing betont. „Die Frau hatte die zweitgrößte Edelsteinsammlung der damaligen Zeit, verprasste in ihrer Spielsucht jedoch ein Vermögen in Monte Carlo.“Legendär sei auch die Szene, nachdem die offenbar verwöhnte Frau von Franz Josef „nur“ein Paar Handschuhe geschenkt bekommen habe. Enttäuscht und wütend zugleich warf sie die Handschuhe in das offene Feuer. Der Kaiser musste hilflos mitansehen, wie ein kleines Vermögen verbrannte: Er hatte in jedem Fingerling eine beträchtliche Summe Bargeld versteckt.
Noch gut in Erinnerung ist im Salzkammergut das Auftreten von zwei Norwegern im Jahr 2007 in Gmunden samt großem Medienrummel: Die beiden behaupteten, Nachkommen von Johann Salvator, des verstoßenen und später verschollenen Neffen von Franz Joseph, zu sein. Bis heute liegen noch keine DNA-Beweise vor.