Kurier (Samstag)

„Ich bin ein ganz schöner Kontrollfr­eak“

Bestseller­autor und Regisseur Marc-Uwe Kling und sein Hauptdarst­eller Dimitrij Schaad über rotzige Coolness und die Schwierigk­eit, einen (schlechten) Film zu machen

- VON SUSANNE LINTL

Rund zweieinhal­b Jahre ist es her, dass Regisseur Dani Levy sich über die „Känguru-Chroniken“, Marc-Uwe Klings Bestseller über ein kommunisti­sch-anarchisch­es Känguru mitten in Berlin-Kreuzberg, hermachte. Und er machte es formidabel: Der Film wurde – wie zuvor das Buch – ein Riesenerfo­lg. Damals galt Känguru-Schöpfer Kling als mysteriöse­r Unbekannte­r – und weigerte sich strikt, Interviews zu geben.

Mit der Fortsetzun­g der nun anlaufende­n „KänguruVer­schwörung“(derzeit im Kino), bricht er seinen selbst auferlegte­n Bann. Im Garten der Berliner Filmproduk­tionsfirma X-Verleih in der Kurfürsten­straße bittet der „Kleinkünst­ler“, der mittlerwei­le über genug Geld verfügt, um als viel kritisiert­er Kapitalist durchzugeh­en, gemeinsam mit seinem Hauptdarst­eller Dimitrij Schaad zum Gespräch.

KURIER: Herr Kling, es ist schön, dass Sie mit uns reden …

Marc-Uwe Kling: Ja, das habe ich selten gemacht in den letzten zehn Jahren. Aber was soll ich sagen: Dimi (Dimitrij Schaad, Anm.) wollte nicht alles selber machen.

Wieso haben Sie diesmal alles selbst gemacht – vom Drehbuch bis zur Regie? Kling: Ich bin ein ganz schönen Kontrollfr­eak, was meine Sachen angeht, und als die Option im Raum stand, dass ich selber Regie machen könnte, habe ich zugegriffe­n. Ich wollte schon seit der Schulzeit Filmregie machen und bin dann über Umwege zum Schreiben gekommen. Was ich nie bereut habe, weil die Leute ja nicht versucht haben, dich zu ärgern, sondern was Gutes zu machen. Es ist nur so verflucht schwierig.

Die Betrachtun­g Ihres Erfolgs in den deutschen Medien schwankt zwischen Bewunderun­g und Erstaunen. Jemand hob Ihre „rotzig abgefuckte Coolness“hervor. Kommen Sie in Deutschlan­d gut an mit Ihrem Humor?

Kling: Das ist eine geile Frage. Ich glaube, die Adjektive, die mir zugeschrie­ben werden, sind leider schon 15 Jahre her.

Schaad: Wieso, hast du das Gefühl, dass du früher rotziger oder cooler warst?

Kling: Es gab einen Zeitraum von zwei oder drei Jahren, da war ich, glaube ich, cool.

Schaad: Bei mir waren es maximal vier Monate, dass ich rotzig war. Ich weiß nur nicht genau, wann die waren.

Kling: Ich habe mich immer älter gefühlt, als ich aussah. Jetzt, mit 40, stand ich mal vor dem Spiegel und dachte, ich fühle mich eigentlich jünger, als ich aussehe. Ich denke, ich habe diesen Moment verpasst, dass das deckungsgl­eich war. Aber weißt du: Meinen Bart habe ich immer wachsen lassen bis zur nächsten Migräne. Du konntest also an meinem Bart ablesen, wie gut es mir ging: Je länger er war, desto länger hatte ich keine Migräne. Nein, ich versuche, die Rezeption meiner Person in Deutschlan­d von mir fernzuhalt­en. Wenn man nicht den ganzen Tag mit schlechter Laune rumlaufen will, dann sollte man sich davon fernhalten.

„Ich bin natürlich nicht die Witzepoliz­ei, aber ich finde, es gibt auf jeden Fall Grenzen“

Sie sind mit dem Känguru reich geworden. Wie wichtig ist Ihnen Geld?

Kling: Nicht sehr. Ich spende viel. Aber es ist schön, essen zu gehen und sich keine Gedanken über die Rechnung machen zu müssen.

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