Keine Frage des Alters
Hier zwickt’s und dort zwackt’s - wer kennt es nicht. Mit rheumatischen Erkrankungen hat das aber noch lange nichts zu tun. Dennoch sollten wir uns intensiver mit den Beschwerden, Symptomen und verschiedenen Krankheitsbildern auseinandersetzen. Immerhin trifft es uns früher oder später alle. . .
SCHMERZ. Wenn man von Rheuma spricht, ist den meisten nicht einmal bewusst, um was es sich dabei wirklich handelt. Denn Rheuma ist keine Diagnose, sondern der Überbegriff für mehr als 400 verschiedene Erkrankungen. Aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet es „Fluss“oder „fließen“und gemeint sind damit Schmerzen und Beschwerden in den Bewegungsapparaten. Diese reichen aber weit über den klassischen Gelenkschmerz hinaus, wie Daniel Aletaha, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatologie des AKH Wien, im Interview erklärt. Denn es gibt nicht nur degeneratives (verschleißbedingtes) Rheuma, sondern auch entzündlich-rheumatische Erkrankungen in Form von Autoimmunerkrankungen, die auch die Organe angreifen. „Internistisches Rheuma sind Systemerkrankungen. Erkrankungen, die sich in irgendeiner Form im Körper manifestieren. Entweder an den Muskeln, Gelenken, Knochen oder aber auch an den inneren Organen, wie Leber, Lunge, Herz, Hirn und vor allem auch die Nieren“, so der Experte. Und so vielfältig die Krankheiten sind, so vielfältig und gleichzeitig trivial sind auch die Symptome. Von Muskel- oder Gelenkschmerz bis hin zu Fieber oder Ähnlichem ist alles dabei. Genau das ist auch das Problem bei der Früherkennung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, wie Aletaha erklärt: „Es ist ein Dilemma. Um sicher zu gehen, dass es sich um entzündliches Rheuma handelt, muss das Symptom schon längere Zeit auftreten. Gleichzeitig gilt: Je länger man wartet, desto größer auch das Risiko, dass die Entzündung etwas zerstört.“Die gute Nachricht: Entzündlich-rheumatische Erkrankungen kann man mit der richtigen Therapie bei den meisten Menschen so behandeln, dass sie keine Symptome mehr haben und vor allem keinen Schaden mehr davontragen.
Und obwohl der Überbegriff „Rheuma“als Volkskrankheit gilt und wir in unserem Leben früher oder später mit solchen Erkrankungen zu tun haben werden, ist es nichts, was nur ältere Personen betrifft. Es sind genau diese Autoimmunerkrankungen, die auch bei jüngeren Menschen ausbrechen können. „Es sind Krankheiten, die genau dann aufkeimen, wenn das Immunsystem noch in der Blüte steht. Das sind Menschen in ihren 20ern, 30ern oder 40ern“, so der Mediziner. Gleichzeitig beruhigt er: „Wenn man einen Tag lang Gelenkschmerzen hat, gibt es noch keinen Grund zum Rheumatologen zu rennen. Die meisten Menschen können selbst einschätzen, wann etwas normal und wann etwas komisch ist.“
„Es sind Krankheiten, die genau dann aufkeimen, wenn das Immunsystem in der Blüte steht. Das sind Menschen in ihren 20ern oder 30ern“Daniel Aletaha, Leiter d. Rheumatologie im AKH Wien