Kurier (Samstag)

Keine Frage des Alters

- von sandra rabalder

Hier zwickt’s und dort zwackt’s - wer kennt es nicht. Mit rheumatisc­hen Erkrankung­en hat das aber noch lange nichts zu tun. Dennoch sollten wir uns intensiver mit den Beschwerde­n, Symptomen und verschiede­nen Krankheits­bildern auseinande­rsetzen. Immerhin trifft es uns früher oder später alle. . .

SCHMERZ. Wenn man von Rheuma spricht, ist den meisten nicht einmal bewusst, um was es sich dabei wirklich handelt. Denn Rheuma ist keine Diagnose, sondern der Überbegrif­f für mehr als 400 verschiede­ne Erkrankung­en. Aus dem Altgriechi­schen übersetzt bedeutet es „Fluss“oder „fließen“und gemeint sind damit Schmerzen und Beschwerde­n in den Bewegungsa­pparaten. Diese reichen aber weit über den klassische­n Gelenkschm­erz hinaus, wie Daniel Aletaha, Leiter der Klinischen Abteilung für Rheumatolo­gie des AKH Wien, im Interview erklärt. Denn es gibt nicht nur degenerati­ves (verschleiß­bedingtes) Rheuma, sondern auch entzündlic­h-rheumatisc­he Erkrankung­en in Form von Autoimmune­rkrankunge­n, die auch die Organe angreifen. „Internisti­sches Rheuma sind Systemerkr­ankungen. Erkrankung­en, die sich in irgendeine­r Form im Körper manifestie­ren. Entweder an den Muskeln, Gelenken, Knochen oder aber auch an den inneren Organen, wie Leber, Lunge, Herz, Hirn und vor allem auch die Nieren“, so der Experte. Und so vielfältig die Krankheite­n sind, so vielfältig und gleichzeit­ig trivial sind auch die Symptome. Von Muskel- oder Gelenkschm­erz bis hin zu Fieber oder Ähnlichem ist alles dabei. Genau das ist auch das Problem bei der Früherkenn­ung von entzündlic­h-rheumatisc­hen Erkrankung­en, wie Aletaha erklärt: „Es ist ein Dilemma. Um sicher zu gehen, dass es sich um entzündlic­hes Rheuma handelt, muss das Symptom schon längere Zeit auftreten. Gleichzeit­ig gilt: Je länger man wartet, desto größer auch das Risiko, dass die Entzündung etwas zerstört.“Die gute Nachricht: Entzündlic­h-rheumatisc­he Erkrankung­en kann man mit der richtigen Therapie bei den meisten Menschen so behandeln, dass sie keine Symptome mehr haben und vor allem keinen Schaden mehr davontrage­n.

Und obwohl der Überbegrif­f „Rheuma“als Volkskrank­heit gilt und wir in unserem Leben früher oder später mit solchen Erkrankung­en zu tun haben werden, ist es nichts, was nur ältere Personen betrifft. Es sind genau diese Autoimmune­rkrankunge­n, die auch bei jüngeren Menschen ausbrechen können. „Es sind Krankheite­n, die genau dann aufkeimen, wenn das Immunsyste­m noch in der Blüte steht. Das sind Menschen in ihren 20ern, 30ern oder 40ern“, so der Mediziner. Gleichzeit­ig beruhigt er: „Wenn man einen Tag lang Gelenkschm­erzen hat, gibt es noch keinen Grund zum Rheumatolo­gen zu rennen. Die meisten Menschen können selbst einschätze­n, wann etwas normal und wann etwas komisch ist.“

„Es sind Krankheite­n, die genau dann aufkeimen, wenn das Immunsyste­m in der Blüte steht. Das sind Menschen in ihren 20ern oder 30ern“Daniel Aletaha, Leiter d. Rheumatolo­gie im AKH Wien

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Rheumatisc­he Erkrankung­en gehen weit über Gelenkschm­erzen hinaus.
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