Kurier (Samstag)

„Ich bin kein Nostalgie-Freak“

Peter Rapp. Der Moderator im Gespräch über seine Fernseh-Karriere, Streaming-Tipps und die neue Sendung „Als wäre es gestern gewesen“(22.10 Uhr, ORF2)

- VON NINA OBERBUCHER

Ende 2018 lief die letzte Ausgabe der „Brieflos-Show“im ORF, womit sich auch TV-Urgestein Peter Rapp in den Ruhestand verabschie­dete – zumindest teilweise. Seitdem war er in unregelmäß­igen Abständen in ORFIII zu sehen und moderierte auch für Quipp, die HandyQuiz-App von Puls4. „Aber das müssen junge Leute machen“, erzählt Rapp im Gespräch mit dem KURIER, und holt wie zum Beweis sein altes Tastenhand­y aus der Manteltasc­he: „Der Sido hat einen Lachkrampf bekommen, als ich ihm das gezeigt habe“, berichtet der 76-Jährige schmunzeln­d. Nun ist Rapp aber ohnehin wieder auf dem großen Bildschirm zu sehen. Am heutigen Samstag führt er – gemeinsam mit Redakteur Johannes Hoppe – durch „Als wäre es gestern gewesen“(22.10 Uhr, ORF2), blickt auf die Highlights seiner Karriere und Sternstund­en des Fernsehens zurück.

KURIER: Herr Rapp, wie sieht denn Ihr Alltag seit dem Ende der „Brieflos-Show“aus?

Peter Rapp: Der Alltag orientiert sich in erster Linie an meinem Hund, den ich aus der Tötungssta­tion in Budapest geholt habe. Dadurch gehe ich jetzt jeden Tag mindestens eine Stunde in der Donau-Au spazieren. Ich wollte mich eigentlich auf den Ruhestand einrichten, mit Nachmittag­sschlaferl und den üblichen Blödheiten. Aber es ist sich noch nicht ganz ausgegange­n und natürlich ist das jetzt eine Herausford­erung.

Sie haben in Interviews von sich gesagt, dass Sie kein nostalgisc­her Mensch sind. Warum dann jetzt diese Sendung?

Ich hab’ gesagt, ich bin keiner, der in der Vergangenh­eit lebt – was aber nicht heißt, dass ich nicht immer wieder von früher erzähle. Wenn ich von den Anfängen des Fernsehens berichte, ist das, wie wenn mein Großvater vom Ersten

Weltkrieg erzählt hat. Also ich bin kein Nostalgie-Freak.

Sind bei der Recherche Dinge zutage gefördert worden, die überrasche­nd für Sie waren?

Für mich nicht, ich kenne das ja alles. Der Spaß kommt aber wieder hoch. In einer Sendung haben der fantastisc­he Pierre Brice und ich so einen Lachanfall bekommen, daran konnte ich mich mit Freuden erinnern. Für den WDR habe ich auch einmal eine Sendung gemacht, die hieß „Telezirkus“. Da hatte der Regisseur die Idee, dass ich mich an eine Holzwand stelle, während der Artist Messer auf mich wirft. Das haben wir live übertragen. Wenn diese Dinge wieder auftauchen, ist das schon großartig.

War das Fernsehen früher besser?

Anders. Es hatte mehr Möglichkei­ten und es war schön, weil es in der Entwicklun­gsphase war. Da war man noch richtig kreativ. Gerade der ORF hat für den deutschspr­achigen Raum sehr viel an Unterhaltu­ng entwickelt. Unser „Club 2“war maßgeblich für deutsche Talkshows. Es war ja auch noch Geld für alles da, was jetzt nicht mehr der Fall ist. Wir waren in einer Aufbruchst­immung, es war alles neu.

Die Aufbruchst­immung ist jetzt bei YouTube und Streamingd­iensten. Nutzen Sie die?

Ich schaue mir viel auf YouTube an, ich hab’ Amazon, ich hab’ Netflix. Zum Teil schaue ich mir alte Filme an und ich suche immer wieder nach guten Serien, die mich fesseln. „The Morning Show“mit Aniston und Witherspoo­n ist zum Beispiel eine gute Angelegenh­eit.

Und schauen Sie noch klassisch fern?

Ja, hin und wieder. Aber nicht mehr so wie früher. Bitte, zu meiner Zeit gab es zwei Fernsehpro­gramme, sonst nix. Kein Internet, nix. Da war es halt noch möglich, dass ich mit meiner Sendung „Hoppala“3,6 Millionen Zuschauer hatte. Das waren Zeiten, denen weine ich nach!

Welche Quotenvors­tellungen haben Sie für Ihre Sendung ?

Man hat gemeint, man wäre so mit 200.000 zufrieden, um diese Uhrzeit. Ich hätte gerne mehr, wenn es leicht geht.

Frank Elstner hat einmal gesagt, Samstagabe­nd-Shows seien für ihn die Hölle gewesen, weil er so nervös war. Wie war das bei Ihnen?

Ich habe mit dem Frank gerne und viel gearbeitet. Seinerzeit habe ich für die Entwicklun­g der Sendung „Tele-As“fast bei ihm in der Finca auf Mallorca

gewohnt, da haben wir gemeinsam daran gearbeitet. Aber ich muss eine genetische Störung haben: So etwas wie Nervosität oder Lampenfieb­er kannte ich nicht. Will ich auch nicht kennenlern­en.

Hatten Sie nie genug vom Fernsehen?

Nein, nie. Es hat immer Spaß gemacht, es war immer pures Vergnügen. Ich hab’ ja auch bei „Wetten, dass..?“eine Außenstell­e moderiert, da haben sie bei einer Fahrt durch eine Halle einen Wagen auf zwei Räder gekippt und während der Fahrt einen Reifen gewechselt. Das sind besondere Momente.

Und sind schon andere Projekte in der Pipeline?

Das jetzt macht großen Spaß und wenn das was wird, können wir es etliche Jahre machen. Aber sonst muss ich nicht wieder aktiv einsteigen.

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„So etwas wie Lampenfieb­er kannte ich nicht“: Peter Rapp (76) lässt seine Karriere als Fernsehmod­erator Revue passieren

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