Kurier (Samstag)

Hintergrün­de zur Watschen-Affäre

Zugeschlag­en? Gudenus traf schillernd­en russischst­ämmigen Unternehme­r, später eskalierte die Situation

- VON KID MÖCHEL, DOMINIK SCHREIBER UND MICHAELA REIBENWEIN

Wien. Dem KURIER schildert Herbert A., wie es zur Auseinande­rsetzung mit dem Ex-FP-Klubobmann Gudenus gekommen sei.

Zunächst ging Ex-FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus in die Offensive. Ein ihm unbekannte­r Mann namens Herbert habe ihm Korruption vorgeworfe­n und ihn im Hotel Marriott geohrfeigt, vertraute er Boulevardm­edien an.

Doch das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte.

Mitursache der Auseinande­rsetzung war offenbar, dass Gudenus nach Ibiza erneut in eine Foto- und Videofalle getappt sein könnte. Zumindest existieren geheim angefertig­te (und dem KURIER vorliegend­e) Fotos von einem Treffen von ihm und Andrej K., der erst Anfang Juli aus der U-Haft entlassen wurde. Gegen K. wird wegen eines mutmaßlich­en Mordauftra­gs in der Causa Güssinger ermittelt.

Hintergrun­d für die Auseinande­rsetzung dürfte der Streit um die burgenländ­ische Mineralwas­ser-Firma Güssinger sein. Der russischst­ämmige Güssinger-Eigentümer Andrej K. kämpft gegen eine bulgarisch­en Investoren­Gruppe um die Vorherrsch­aft im Mineralwas­ser-Konzern (siehe Zusatzberi­cht).

Ein Zufallstre­ffen?

Am Mittwoch sah der Vertreter der bulgarisch­en Investoren­gruppe – Herbert A. – eine Chance, mit dem russischen Geschäftsm­ann im Palais Coburg in Kontakt zu treten. „Ich bin von einem Bekannten angerufen worden, dass es eine Gelegenhei­t gibt, mit der versammelt­en Runde des Russen zu sprechen und die Probleme eventuell zu lösen“, sagt Herbert A. zum KURIER. „Das Zusammentr­effen mit Gudenus war von mir nicht beabsichti­gt.“

Im Coburg soll Gudenus zu Herbert A. gesagt haben, „setz Dich her“. Der spätere angebliche „Watschenma­nn“will Gudenus daraufhin erklärt haben, dass er eigentlich den Russen Andrej K. treffen wolle. „Gudenus telefonier­te und sagte, dieser ist in 20 Minuten da“, behauptet Herbert A. „Ich sagte, ich möchte nicht stören, trinke ein Glas Wein und bin dann wieder weg.“Anschließe­nd wechselte er ins Marriott.

„Dort ging ich an die Bar, die Russisch-Dolmetsche­rin ist dazu gekommen“, behauptet A. „Gudenus ist aggressiv hereingeko­mmen und hat uns fotografie­rt.“Er sei anschließe­nd zurück zum Gartencafé und hinter einer Wand soll Gudenus plötzlich mit seinem Bruder gestanden sein. „Johann Gudenus hat sich vor mir aufgebaut“, behauptet A. Er habe diesen mit angebliche­n Korruption­svorwürfen in Sachen RussenGeld­er und FPÖ konfrontie­rt.

„Und wie er mir zu nahegekomm­en ist, hatte ich in meiner linken Hand den Laptop und bin mit meiner rechten Hand nach oben gefahren. Ich sagte, was soll das“, behauptet A. Er habe ihn „maximal gestreiche­lt“.

Polizei und Promille

Über die „Rauferei“gehen die Darstellun­gen auseinande­r. „Ich ging auf die Toilette, die beiden Gudenus’ haben in der Zwischenze­it aber die Polizei gerufen“, sagt Herbert A. „Ich bin gebeten worden, mitzukomme­n, Gudenus auch. Andrej K. ist mir noch im Marriott entgegenge­kommen. Mir wurde von der Polizei verweigert, jemanden anzurufen und Anrufe entgegenzu­nehmen.“Die Polizei wartete auf die Amtsärztin.

„Es wurde festgestel­lt, dass ich 1,24 Promille habe“, erzählt A., danach wurde er auf Anweisung der Amtsärztin ins Otto-Wagner-Spital gebracht. Eine etwaige Aggressivi­tät von ihm soll da kein Thema gewesen sein.

Alexander Stimmler, Anwalt des russischen Güssinger-Eigentümer­s K., sagt zum Vorfall: „Mein Mandant ist regelmäßig im Coburg, er ist mit dem Geschäftsf­ührer befreundet. Und auch Herr Gudenus soll oft dort sein. Die beiden kennen einander vom Sehen. Das war kein geschäftli­cher Termin, kein willentlic­hes Treffen. Herr K. war schon dort, als Herr Gudenus hingekomme­n ist. Es war nur eine kurze Begrüßung.“Gudenus war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen.

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Gudenus traf den russisch-österreich­ischen Unternehme­r Andrej K. (im orangen Shirt) im Coburg, zuvor saß Herbert A. (oben rechts) am Tisch mit Gudenus. Später ohrfeigte Herbert A. angeblich Gudenus im Marriott

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