Zwischen Wirecard und Financial Times fliegen die Fetzen, der Kurs stürzt ab
TUI rechnet mit Gewinneinbruch
Anleger, die sich für Wirecard-Aktien entschieden haben, müssen immer wieder Nerven aus Stahl beweisen. So auch am Freitag. Der Börsenkurs des Zahlungsabwicklers fiel um bis zu 88 Prozent und war Schlusslicht im Frankfurter Leitindex DAX. Der Grund war ein weiterer Zeitungsbericht über die Geschäftspraktiken von Wirecard.
Die Financial Times ging erneut dem Verdacht nach, dass ein Teil des Wirecard
Bergund Talfahrt.
Geschäfts in Asien auf Scheinumsätzen mit zweifelhaften Partnerfirmen beruhe. Die Zeitung berief sich dabei auf Ermittlungen, die die Polizei in Singapur wegen des Verdachts finanzieller Unregelmäßigkeiten in der dortigen Wirecard-Niederlassung angestrengt hat. Wirecard wies den Bericht scharf zurück. Es handle sich um „falsche und irreführende Informationen“, wie eine Konzernsprecherin erklärte. „Die heute veröffentlichten ungenauen Informationen wurden von der FT absichtlich falsch zitiert, umTatsache und Fiktion zu verzerren.“
Damit eskaliert der Streit zwischen der britischen Wirtschaftszeitung und dem bayerischen Konzern weiter. Die Zeitung hatte mehrmals über angebliche Bilanzmanipulationen bei Wirecard berichtet. Der Aktienkurs war wiederholt eingebrochen. Wirecard wiederum hatte zuletzt sogar eine Schadenersatzklage gegen die FT eingebracht. Ausblick. Brexit hin oder her. Im Prinzip weiß niemand genau, was kommt. Und daher schauen die Börsianer zunächst einmal gar nicht hin und bleiben bei ihren optimistischen Prognosen.
Die Ökonomen der Raiffeisen Bank International (RBI) sehen die Kapitalmärkte sowohl im zweiten Quartal als auch im Gesamtjahr 2019 auf Gewinnkurs ausgerichtet. Im ersten Quartal hätten die US-Börsen sogar die starken Kursverluste des Jahresschlussquartals 2018 wettgemacht. Das stimme zuversichtlich. Chefökonom Peter Brezinschek rechnet zudem damit, dass es im Handelsstreit zwischen den USA und China in den nächsten Monaten zu einer Einigung komme. Auch in Wien habe sich der ATX im ersten Quartal 2019 deutlich von der Schwächephase Ende 2018 erholt. Seit Jahresbeginn konnte der Leitindex um elf Prozent zulegen und stehe nun bei über 3000 Punkten. Die Flugverbote für Boeings Mittelstreckenjet 737 MAX durchkreuzen die ohnehin schon gekappten Gewinnpläne des weltgrößten Reisekonzerns TUI. Weil der deutsche Konzern reihenweise Ersatzflugzeuge mieten muss, rechnet TUI für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September mit deutlichen Einbußen. Der operative Gewinn könnte um mehr als ein Viertel einbrechen. Anleger nahmen dies vorweg und verkauften. Die Aktie verlor am Freitag bis zu zehn Prozent.