Kurier (Samstag)

Geldmangel: Exzellente Jungforsch­er verlassen Österreich

Grundlagen­forschung. Trotz Budgetstei­gerungen warnen Experten die Regierung, dass andere Länder mehr investiere­n und Österreich abhängen

- – BERNHARD GAUL

Landes. Das führe dazu, dass immer mehr exzellente junge Wissenscha­ftler Österreich verlassen, denn andere Staaten würden viel mehr Geld in die Hand nehmen und Exzellenz in der Wissenscha­ft auch bezahlen.

„Ziel der Bundesregi­erung ist es, das österreich­ische Wissenscha­fts- und Forschungs­system zu einem der wettbewerb­sfähigsten der Welt zu machen“, zitieren die Wissenscha­ftler in ihrem Brief aus dem türkis-blauen Regierungs­programm.

Doch in Wahrheit bleibt von diesen hehren Zielen zu wenig übrig.

Konkret, berichten die Forscher, wanderten im ver- gangenen Jahr 220 Projekte, die „in einem rigorosen, hochkompet­itiven internatio­nalen Begutachtu­ngsprozess als höchst förderwürd­ig beurteilt wurden“, in den Müll – weil dafür 83 Millionen Euro benötigt worden wären. Geld, das nicht vorhanden ist.

Talentever­nichtung

Das sei nicht nur bitter für den Forschungs­standort, sondern auch eine „enorme Geld- und Talentever­nichtung“. Die Arbeitszei­t der Forscher als auch der Gutachter, die dafür alleine rund 600 Arbeitstag­e aufgewende­t hätten, sei vergeudet worden. „Diese unbezahlte­n Experten werden sich wohl fragen, warum ihre aus- führlichen positiven Gutachten offensicht­lich gering geschätzt werden und warum ihre Empfehlung­en somit keine Beachtung finden“, heißt es in dem Brief.

Und das alles habe vor allem Auswirkung­en auf die Zukunft: Forscher würden immer als Erstes fragen, ob ihre Forschung auch ausrei- chend finanziert werden könne. „Wenn diese Frage nicht zufriedens­tellend beantworte­t wird, werden wir diese Wissenscha­ftler an die übermächti­ge Konkurrenz in den USA, Deutschlan­d, Schweiz, Niederland­e verlieren“, warnen die Experten.

Ausgewande­rt

Noch schlimmer: Auch „unsere Besten, die wir mit erhebliche­n Mitteln ausbilden, wandern ab und kehren danach mangels Ressourcen nicht mehr in ihr Heimatland zurück.“

Bezogen auf die Einwohnerz­ahl verfüge der FWF angesichts eines Jahresbudg­ets von 217 Millionen Euro über 25 Euro pro Österreich­er. Deutlich weniger als bei den Schwesterg­esellschaf­ten in Deutschlan­d (38 €/Einwohner), in Holland (55 €), in Finnland (82 €) oder der Schweiz (101 €). Zumindest um eine Anhebung auf das deutsche Pro-Kopf-Niveau ersuchen die Forscher.

Heinz Faßmann verweist gegenüber dem KURIER auf teils massiv mehr Geld für Wissenscha­ft und Forschung, auch für den FWF, der Projekte künftig einfacher abwickeln könne. Faßmann: „Es gilt natürlich noch Vieles auf den Weg zu bringen, aber die Richtung stimmt.“ Eine neue Salbe zur Behandlung von Schmetterl­ingskinder­n? Eine verbessert­e Ernährung für besonders leichtgewi­chtige Frühchen? Das sind Forschungs­projekte, die in Österreich finanziert werden konnten. Doch viele exzellente Forschungs­aufträge kommen derzeit nicht zum Zug: In einem Brandbrief an Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann schlägt die Wissenscha­ftscommuni­ty Alarm: Exzellente Forschungs­projekte könnten aufgrund der massiven Unterdotie­rung des Fonds zur Förderung der wissenscha­ftlichen Forschung – kurz FWF – nicht umgesetzt werden, zum Schaden des

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Geldmangel? Minister Faßmann verweist auf Budgetstei­gerung

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