Wenn weniger mehr wäre
Joseph Kesselrings Klassiker „Arsen und Spitzenhäubchen“in den Kammerspielen der Josefstadt
Jetzt hat sie es überstanden. Keine großen Reden – Aufsichtsratspräsident Günter Rhomberg las einen Dankesbrief des im Ausland weilenden Direktors Herbert Föttinger vor – und schon war Marianne Nentwichs 75. Geburtstag ganz in ihrem Sinne „abgehandelt“. Der Jubeltag der Doyenne der Josefstadt steht zwar erst bevor; die Premiere von Joseph Kesselrings Komödien-Klassiker „Arsen und Spitzenhäubchen“stand jedoch offiziell im Zeichen von Marianne Nentwich.
Natürlich auch auf der Bühne, denn Marianne Nentwich und Elfriede Schüsseleder als einsame, ältere Männer liebevoll um die Ecke bringende Schwestern Abby und Martha Brewster haben auch in Fabian Alders übersteigerter Regie die Lacher immer auf ihrer Seite.
Nentwich und Schüsseleder treffen nämlich stets den richtigen, weil unaufgeregten Tonfall, arbeiten die Pointen fein heraus und sind als herzige Giftmischerinnen ein pures Vergnügen. Manchmal ist weniger eben mehr.
Krampfhaft lustig
Das gilt leider nicht für Alders Regie, der Kesselrings auch verfilmte schwarze Komödie um einige Leichen zu viel im Keller mit aller Gewalt noch lustiger machen will. Sehr filmisch, sehr überhöht und bemüht laut geht es da in Nikolaus Frinkes gestyltem, schönen Einheitsbühnenbild zu. Doch in all seiner szenischen Kraftmeierei lässt Alder viele Pointen etwas zu achtlos am Wegrand liegen.
So muss etwa Markus Kofler als stückgemäß an Boris Karloff gemahnender Killer Jonathan hart an der Grenze zur Outrage wandeln. Und auch Ljubiša Lupo Grujčić (als pfuschender PseudoChirurg Dr. Einstein) hat man bereits wesentlich subtiler gesehen. Als sich für Präsident Roosevelt haltender Teddy tritt Alexander Pschill bravourös in die Fußstapfen eines an Charlie Chaplin erinnernden Comedians; Martin Niedermair wandelt als das Theater hassender Theaterkritiker Mortimer nicht nur wegen der Morde seiner Tanten konsequent amRandedes Nervenzusammenbruchs.
In ihrer Einfältigkeit eine Spur zu überzeichnet sind auch sämtliche Polizisten; als Mortimers Verlobte Elaine kommt Salka Weber tatsächlich mit dem lachtechnischen (Holz-)Hammer daher. Aber das rundum exquisite Ensemble zeigt auch immer wieder, wie gut, ja unzerstörbar dieses Stück ist. Und das ist immens wichtig.