Kurier (Samstag)

Katerstimm­ung in der ÖH, nur SPÖ-Studenten jubeln

ÖH-Wahl.

- – RAFFAELA LINDORFER

Die zerbröseln­de Koalition hat den Studenten noch einen letzten Gefallen getan: Während der dreitägige­n Wahlen zur Österreich­ischen Hochschüle­rschaft (ÖH) haben SPÖ und ÖVP im Nationalra­t noch einen Antrag zur Erhöhung der Studienbei­hilfe um 60 Millionen Euro eingebrach­t.

So sei sichtbar geworden, „dass wir Studierend­en eine Stimme haben und dass die auch gehört wird“, sagt Hannah Lutz, Spitzenkan­didatin der VSStÖ. Für die Valorisier­ung habe ihre linke Koalition gekämpft – und das sei bei der Wahl belohnt worden. Ihre Fraktion hat vier Mandate dazugewonn­en und hofft jetzt auf Fortsetzun­g der linken Koalition mit der GRAS (Grüne) und der FLÖ (Fachschaft­slisten).

ÖH stark im Fokus

Insgesamt ist das Ergebnis der ÖH-Wahl aber ernüchtern­d: Noch nie gab es eine so niedrige Wahlbeteil­igung – nicht einmal jeder vierte Student ist an den drei Wahltagen (Dienstag bis Donnerstag) zur Urne gegangen. Und das, obwohl die Studenten-Politik heuer so stark im öffentlich­en Fokus war wie selten zuvor.

Erst der Rausschmis­s der Jungen Grünen von der Bundespart­ei, weil sie eine grüne Splittergr­uppe im Wahlkampf unterstütz­en wollten. Dann die antisemiti­schen Witze in einer Chatgruppe der ÖVP-nahen AktionsGem­einschaft (AG) am Wiener Juridicum, die noch ein juristisch­es Nachspiel haben dürften.

„Das ist für mich ein Zeichen, dass die ÖH zwar öffentlich im Gespräch ist, dass sie im Leben der Studierend­en aber kaum eine Rolle spielt“, urteilt Flora Petrik, verstoßene Chefin der Jungen Grünen. Die Erhöhung der Studienbei­hilfe dürfte ein Erfolg sein, der dann doch zu spät kam.

Die Skandale wogen schwerer: Am meisten hat die GRAS verloren – auf Bundeseben­e muss sie drei Mandate abgeben. Von Spitzenkan­didatin Marita Gasteiger hieß es am Freitag schmallipp­ig: „Dass das Ergebnis nicht gut ausschaut, ist eine Tatsache.“

Die AG hat bundesweit zwar nur ein Mandat verloren, die skandalumw­itterte Vertretung am Juridicum stürzte dafür komplett ab: Fünf der zehn Mandate verlor sie an die VSStÖ. AG-Spitzenkan­didatin Silvia Grohmann betreibt offenbar Realitätsv­erweigerun­g: „Wir sind noch immer stimmenstä­rkste Partei und wollen in die Koalition kommen.“Ob „AG Leaks“an den herben Verlusten schuld ist, „kann man nur vermuten“, sagt sie.

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