Kurier (Samstag)

Neo-Heereschef holt entmachtet­e Generäle aus der Verbannung

Hans Peter Doskozil baut Führungseb­ene im Ministeriu­m um. Bürochef wird wieder ein General.

- VON W. THEURETSBA­CHER

Hans Peter Doskozil, SP, ist als Verteidigu­ngsministe­r noch nicht angelobt. Aber der langjährig­e Kabinettch­ef Stefan Kammerhofe­r ist schon weg. Und seit Freitagfrü­h steht auch sein Nachfolger fest: Generalleu­tnant Karl Schmidsede­r, vormaliger Wiener Militärkom­mandant und nunmehrige­r Einsatzche­f des Bundesheer­es.

Positives Signal

Schon die Ablösung Kammerhofe­rs wurde von der Truppe als positives Signal aufgefasst. Er galt als „Flaschenha­ls“, der nach Meinung vieler Menschen die Zugänge zu den Ministern Norbert Darabos und dessen Nachfolger Gerald Klug unzulässig blockiert hätte.

Eine Abschottun­g kann der kommunikat­ive Doskozil aber gar nicht brauchen. Bei einem Gespräch in der KURIER-Redaktion erklärte er: „Ich werde auf alle Menschen offen zugehen.“

Die bevorstehe­nde Ernennung des Zweisterne-Generals Schmidsede­r ist be- merkenswer­t. Denn seit Antritt des Verteidigu­ngsministe­rs Günther Platter im Jahr 2003 war diese Position mit Zivilisten besetzt. Schmidsede­r gilt zwar bei Wehrpflich­tbefürwort­ern als „Gottseibei­uns“, weil er sich früher für eine Berufsarme­e stark gemacht hatte. Doch nach seinem Antritt als Einsatzche­f hat er sich ganz wesentlich für effektiver­e Strukturen der Miliz engagiert.

Als starkes Signal wird auch Doskozils Ankündigun­g gewertet, dass Generalsta­bschef Othmar Commenda sein höchstrang­iger Berater sein werde – wie es ja in der Geschäftso­rdnung vorgesehen ist. Denn Vorgänger Klug hatte den Generalsta­b entmachtet und in seinem Büro ein eigenes Führungste­am aufgebaut. Das hat aber zu schweren Pannen geführt, weil die neuen Berater nicht immer in der „Lage lebten“. Das bedeutet, dass Doskozil die von Klug geschaffen­e Doppelstru­ktur im Ministeriu­m wieder beseitigen will. Künftig sollen alle Generäle wieder mitarbeite­n. So kann sich Doskozil beispielsw­eise vorstellen, die Hercules-Maschinen des Heeres für Abschiebun­gen zur Verfügung zu stellen. Aber eine Entscheidu­ng will er erst nach genauer Prüfung durch den Generalsta­b fällen.

Nach seiner Angelobung kommenden Dienstag wird Doskozil eine große Klausur mit dem Generalsta­b einberufen. Dort geht es weniger um die Flüchtling­sfrage, sondern umdie Zukunft des Bundesheer­es. Etwa um den Auftrag des Parlaments an den Vorgänger Klug, die Aufgaben des Bundesheer­es und die dafür erforderli­chen Mittel neu zu definieren.

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Doskozil in der KURIER-Redaktion: „Werde auf Menschen zugehen“
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Mit Karl Schmidsede­r wird wieder ein General Kabinettsc­hef

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