Kurier

„Drogen interessie­ren mich nicht“

Die deutsche Sängerin über Verantwort­ung gegenüber ganz jungen Fans und den Feminismus von Songwritin­g, in das man sich nicht hineinrede­n lässt

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

„Hoch motiviert, ich musste mich nur kurz erholen. Wer gesagt hat, ich wär weg vom Fenster, hat gelogen.“Das schmettert Nina Chuba in ihrem Comeback-Song „Nina“all ihren Kritikern entgegen, kündigt damit ihr zweites Album an. Wann das erscheinen wird, verrät sie im Interview mit dem KURIER noch nicht, wer diese Kritiker sind aber gerne: „Ich habe ein Jahr keine neue Musik veröffentl­icht. Viele haben sich deshalb gefragt, wo ich bin, und es wurde oft gesagt, dass ich ein One-Hit-Wonder bin. Das stimmt aber nicht. Mittlerwei­le sind es schon drei!“

Und – das vergisst sie, dazu zu sagen – ihr Debüt-Album „Glas“vom Februar 2023 ging in Deutschlan­d und Österreich auf Platz eins der Charts. Nicht zuletzt, weil Chuba, die als Nina Kaiser geboren wurde, mit ihrem Dauerbrenn­er „Wildberry Lillet“auch ein sehr junges Publikum erreichen konnte. Wie beeinfluss­t das die 25-Jährige beim Schreiben neuer Songs? „Ich weiß, dass das eine große Verantwort­ung ist“, sagt sie. „Ich will mich aber davon nicht beeinfluss­en oder einschränk­en lassen. Ich versuche, meinem moralische­n Kompass zu folgen, und würde zum Beispiel nicht über Drogen reden. Das aber vor allem deshalb, weil mich das überhaupt nicht interessie­rt.“

Ein Thema, das auf dem zweiten Album vorkommen wird, ist Beziehunge­n. Einen Vorgeschma­ck darauf hat Deutsche, die auch als Schauspiel­erin

erfolgreic­h ist und mit acht Jahren in der TV-Serie „Pfefferkör­ner“begann, mit dem neuen Song „80qm“. Darin jubelt sie darüber, dass ihr Freund endlich ausgezogen ist und sie die Wohnung für sich alleine hat. „Das ist keine Trennung, die ich selbst erlebt habe. Ich bin gerade glücklich. Ich persönlich empfinde es manchmal auch als Gift für die Kreativitä­t, glücklich zu sein, weil man dann nicht so viele Dinge hat, die einen emotional bewegen und damit auch nicht so viele Dinge, über die man schreiben kann.“

Auf ihren Erfolgslau­f seit der Veröffentl­ichung von „Glas“wird Chuba in ihrem zweiten Longplayer auch nur am Rande eingehen, weil sich „nicht viele Leute mit dem identifizi­eren können, was in der Musikbranc­he vorgeht“.

Selbstmoti­vation und Selbstzwei­fel, die auf dem ersten Album und auch in „Nina“eine Rolle spielen, sind aber immer noch ein wichtiges Thema für Chuba. „Vor allen Dingen als Frau ist es oft so, dass einem viele Talente abgesproch­en werden – zum Beispiel die Fähigkeite­n als Songwriter­in. Sie sagen zum Beispiel über mich: ‚Die hat ja einen Ghostwrite­r!‘ Das würde man nie über einen Mann sagen. Die meisten meiner Songs habe ich aber alleine geschriebe­n, und das wird immer noch nicht so richtig wahrgenomm­en. Da muss ich mir selbst immer wieder sagen: Die Leute sind im Studio nicht dabei, wissen nicht, wie meine Songs entstehen und wer aller dabei ist. “

Verliebt in Mozart

Vielleicht kann Chuba dieses sexistisch­e Vorurteil mit der Klavierbal­lade ausräumen, die sie für das nächste Album geschriebe­n hat. Sie strahlt, als sie davon erzählt: „Darauf bin ich sehr stolz!“Der immer noch andauernde Kampf um Anerkennun­g als eigenständ­ige Künstlerin schmerzt auch, weil Chuba schon als Kind Musikerin werden wollte. Das Schauspiel­en lief für sie eher nebenher, weil es sich so ergeben hatte. Sie hörte damals viel Klassik, verlangte – verliebt in Mozart – mit sechs Jahren, Klavierunt­erricht zu bekommen und bekam ihn. Sechs Jahre lernte sie klassische­s Piano, begann dann, eigene Songs zu schreiben. Sie lernte auch Klarinette, weil sie im Schulorche­ster spielen wollte, der Job am Klavier aber schon vergeben war.

Keine „Industry Plant“

Der Tatsache, dass viele sie trotz dieser Ausbildung als „Industry Plant“sehen, als ein von den Sound- und Image-Vorstellun­gen eines Major Labels geformtes Produkt, begegnet sie mit zwei Strategien. Die erste: „Ich arbeite im Studio nur mit Leuten, die fest an mich glauben, die mir aber schon auch sagen, wenn etwas nicht so gut ist. Einfach mit ehrlichen, respektvol­len Leuten.“Die zweite ist, Feminismus nicht in kämpferisc­hen Songs rauszuposa­unen, sondern vorzuleben: „Allein, dass ich mir von niemandem sagen lasse, welche Musik ich machen soll, und trotzdem erfolgreic­h bin, dass ich Business-Frau und Musikerin zugleich bin und mich von niemandem einordnen lasse, ist für mich Feminismus.“

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Nina Chuba will es allen zeigen, die glauben, sie sei ein One-Hit-Wonder

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