Kurier

Millionen, seid umschlunge­n: Wendekomöd­ie mit Starfaktor

Sandra Hüller kann es auch sommerlich-leicht

- GABRIELE FLOSSMANN

Es gibt sie – die deutsche Komödie mit Tiefgang. Noch dazu mit einem Gütesiegel: Sandra Hüller. Nach einer Oscar-Nominierun­g für ihre Rolle in „Anatomie eines Falls“und ihrer packenden Darstellun­g der Ehefrau des KZ-Kommandant­en von Auschwitz in „The Zone of Interest“war Hüller offenbar nach Komödie zumute.

Verpackt als Geldwäsche-Krimi wird in „Zwei zu Eins“eine wahre Geschichte mit viel Witz und Fantasie weitergesp­onnen. Er spielt in Halberstad­t im Sommer 1990 und thematisie­rt die Anfangssch­wierigkeit­en der deutsch-deutschen Annäherung nach dem Fall der Mauer. Hüller spielt Maren, eine ostdeutsch­e Hausfrau, die mit ihrem Mann Robert und den Kindern Jannek und Dini ein unspektaku­läres Leben in einem Wohnblock führt.

Schicksals­gemeinscha­ft

Zu allem Überfluss macht der aufmüpfige Sohn Jannek plötzlich auf Revoluzzer und sprüht Protestpar­olen auf ehrwürdige­s DDR-Gemäuer. Schwierigk­eiten mit der Polizei sind die Folge. Und dann taucht auch noch Volker wieder auf. Ein früherer Verehrer

von Maren. Er hatte sie vor vielen Jahren verlassen, um im „Westen“sein Glück zu suchen. Offenbar hatte er es nicht gefunden.

Zur Schicksals­gemeinscha­ft werden Maren, ihr Ehemann und ihr Ex-Liebhaber, als sie zufällig auf unterirdis­ch eingelager­te Ostmark stoßen. Tonnenweis­e. Dort verwahrt, da die DDR-Währung wenige Tage danach – genau am 1. Juli 1990 – durch die D-Mark abgelöst werden soll. Das gerade gestrauche­lte DDR-Regime wollte offenbar verschleie­rn, dass es diese Geldmengen in Umlauf bringen wollte, um die Staatsplei­te noch abzuwenden.

Da sie immer an chronische­m Geldmangel zu leiden hatten, packen Maren und ihre Männer all ihre kriminelle­n Energien zusammen, um doch noch Wege zu finden, das wertlose DDR-Geld in Westwährun­g zu wechseln. Mithilfe von Marens Onkel. Einst war er selbst ein „großes Tier“in der DDR und weiß daher über krumme Geschäfte mancher Parteibonz­en Bescheid.

Historisch belegt ist die Tatsache, dass kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs tatsächlic­h in westlichen Banken große Summen an „Ost-Geld“eingetausc­ht wurden. Aufgrund eines nie wirklich aufgeklärt­en Coups. Der Film entwirft ein mögliches Szenario: Da für westdeutsc­he Händler die Umtauschfr­ist noch nicht abgelaufen ist, versuchen einige noch rasch ihre Warenbestä­nde an DDR-Bürger zu verhökern. Im Verhältnis zwei zu eins. Zwei Ostmark für eine D-Mark.

Um daraus ein lukratives Geschäftsm­odell zu machen, brauchen Maren und ihre Männer viele Verbündete. Halb Halberstad­t sozusagen. Und so wird die kleine Stadt zum Mekka der West-OstTausch-Geschäfte. Bei der humorvolle­n Zeitreise versuchen gewitzte Ossis und geschäftst­üchtige Wessis, einander über den Tisch zu ziehen.

Bis in die kleinste Nebenrolle finden sich bekannte Gesichter. Um das Vergnügen am Wirtschaft­sverbreche­n nicht zu trüben, wird dieses mit einem RobinHood-Faktor versehen: Die „Umverteilu­ng“des gemeinsam ergaunerte­n BonzenVerm­ögens an möglichst viele Volksgenos­sen. Alles in allem ein unterhalts­amer Unterricht in diverse Auswüchse der jüngeren Zeitgeschi­chte.

 ?? ?? Maren (Sandra Hüller) und ihre Männer versuchen, sich mit wertloser Ostmark zu sanieren
Maren (Sandra Hüller) und ihre Männer versuchen, sich mit wertloser Ostmark zu sanieren
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria