Kurier

Fußball-EM schreibt TV-Geschichte

Das Finale Spanien gegen England ist das zehnte Match bei ServusTV mit mehr als einer Million Zuseher. Achtelfina­l-Niederlage Österreich­s bleibt meistgeseh­enes Spiel

- VON CHRISTOPH SILBER

Ein hochklassi­ges Match und Top-TV-Quoten brachte das EM-Finale am Sonntagabe­nd in Berlin (siehe auch Seite 13). Die spannungsr­eiche zweite Hälfte, in der Spanien den Sieg gegen England fixieren konnte, verfolgten bei ServusTV im Schnitt 1,84 Millionen Zuseher. Der Marktantei­l lag bei 63 Prozent (12 Jahre und älter) – zwei von drei TVKonsumen­ten dieser Gruppe schauten also das Match.

Je jünger, desto fußballaff­iner – das galt auch beim Finale: Bei den 12- bis 49Jährigen lag der Marktantei­l bei 74 Prozent, bei 12 bis 29 Jahre sogar bei 83 Prozent. Die Sieger-Ehrung mit royaler Prominenz verfolgten immer noch 1,03 Millionen.

Das meistgeseh­ene Spiel dieser Fußball-EM im heimischen Fernsehen blieb die Achtelfina­l-Niederlage Österreich­s gegen die Türkei: Durchschni­ttlich 2,46 Millionen

Zuschauer hofften in der 2. Hälfte bei ServusTV auf den Ausgleich, der nicht kam. Das war zugleich das meistgeseh­ene Match der österreich­ischen Fußballnat­ionalmanns­chaft seit Beginn der Teletest-Messungen im Jahr 1991 und Platz 6 der höchsten, in der Alpenrepub­lik je erzielten Reichweite­n. Den Top-Wert hält übrigens eine „ZiB“zu den Corona-Ausgangsbe­schränkung­en mit 2,72 Millionen Zusehern.

Schallmaue­rn fallen

Für ServusTV zahlte sich, was die Reichweite­n betrifft, das kräftige Investment jedenfalls auf den ersten Blick aus: 31 von 51 EM-Spielen liefen beim Privaten und 10 Matches hatten eine Reichweite von über einer Million Seher.

Diese Schallmaue­r übertreffe­n konnte ein Mal auch der ORF. Nach einem 2022 vereinbart­en Abtausch von WM-Spielen in Katar gegen EM-Matches heuer war er diesmal als Junior-Partner mit 20 Spielen, meist im Vorabend,

dabei. Für die Topquote sorgte der Viertelfin­alkrimi Spanien gegen Deutschlan­d. In der Verlängeru­ng sahen 1,3 Millionen zu (54 Prozent Marktantei­l).

„Diese UEFA Euro 2024 war speziell für ServusTV, aber auch für ganz Österreich ein sportliche­s Großereign­is für die Geschichts­bücher“, erklärten Intendant Ferdinand Wegscheide­r und Generalman­ager Goetz Hoefer via Aussendung. Man habe dank der Erfolge der Rangnick-Elf eine unglaublic­he Fußball-Euphorie entfacht.

Anders als in Deutschlan­d, waren in Österreich alle EM-Spiele 2024 im frei empfangbar­en Fernsehen zu sehen. „Gemeinsam mit der hervorrage­nden Berichters­tattung von ServusTV waren so alle Fans in Österreich jederzeit im Bild“, erklärte ORF-Generaldir­ektor Roland Weißmann in seiner Bilanz.

Und was tut das Land? Trotz großen Zuspruchs und freien Zugangs zu allen EMSpielen kochte im verwöhnten TV-Markt die Debatte hoch, warum der ORF nicht alle Spiele „um jeden Preis“erworben hat. Angefacht von der Politik im Populismus­Modus und mit einem Zugang zu Sportrecht­en wie aus dem letzten Jahrtausen­d. Ein Spiel, das der Boulevardj­ournalismu­s gern aufnahm und den ORF beim Sport auf der „Resterampe“verortete. Dass ServusTV ein „Foul“darin sah, dass in einer „ZiB“von „horrenden Summen“für die EM-Rechte die Rede war, war da zusätzlich­es Futter.

Häufiger Wechsel

Fakt ist: Der ORF hat sehr schnell ein EU-Wettbewerb­sverfahren am Hals, geht er „all in“. Schon beim letzten ÖSV-Vertrag war das Thema. Denn für Brüssel sind GIS oder Haushaltsa­bgabe staatliche Beihilfen. Und Servus ist, mit Red Bull im Rücken, kein normaler Privatsend­er. Anders als bei Konkurrent­en, steht die Refinanzie­rung über Werbung nicht zuallerers­t im Vordergrun­d.

Und trotzdem: Spaniens Star Dani Olmo und RB Leipzig – und bei Qualifikat­ion auch Red Bull Salzburg – wird man bei ServusTV nicht live sehen, weil die Champions League an Canal+ ging und auch wieder bei Sky Österreich gelandet ist. Denn auch das ist heute der Sportrecht­e-Markt: Heimischen Fans werden künftig öfter Broadcaste­r-Wechsel blühen.

Insofern ist ein Paarlauf von ORF und ServusTV, wie etwa auch bei der Formel 1, für viele Sportfans wünschensw­ert. Konkurrent­en bleiben die Sender trotzdem. Das wird sich spätestens beim Wettbieten um die SkiRechte zeigen – die wie die Olympische­n Spiele, die Nations League oder die nächste Fußball-WM auf der ORF„Resterampe“zu finden sind.

Worum man am Küniglberg aber jedenfalls nicht herumkommt, weil es ServusTV fast überperfek­t vorgeführt hat: Man kann Sport und seine Präsentati­on zum sympathisc­hen Event machen.

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